Cola, Honda, Unilever:

Boykott: Facebook verliert immer mehr Werbekunden

Web
27.06.2020 12:40

Facebook gerät wegen seines umstrittenen Umgangs mit rassistischen, hetzerischen und manipulativen Inhalten immer stärker unter Druck. Der Konsumgüterriese Unilever, der Autohersteller Honda und der Getränkehersteller Coca-Cola gaben am Freitag bekannt, in den USA vorerst keine Werbeanzeigen mehr bei dem Online-Netzwerk und seiner Tochter Instagram zu schalten. Facebook-Chef Mark Zuckerberg deutete ein Einlenken an.

Honda teilte mit, im Juli keine Anzeigen mehr bei Facebook und Instagram zu platzieren, um ein Zeichen gegen „Hass und Rassismus“ zu setzen. Unilever will sogar das ganze restliche Jahr auf bezahlte Werbung verzichten - nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Twitter. Der Kurznachrichtendienst, auf dem US-Präsident Donald Trump mit Vorliebe seine häufig umstrittenen Botschaften veröffentlicht, steht ebenfalls schon länger in der Kritik.

Unilever begründete die Entscheidung mit der Verantwortung der Unternehmen im Umgang mit kontroversen Beiträgen im Netz - speziell angesichts der angespannten politischen Atmosphäre in den USA. Facebook und Twitter müssten mehr tun, besonders bei Hasskommentaren und spalterischen Beiträgen während des US-Wahlkampfes. Sein US-Werbebudget will der niederländisch-britische Konzern indes nicht kürzen, sondern nur auf andere Unternehmen umverteilen.

„Kein Platz für Rassismus in sozialen Netzwerken“
Coca-Cola kündigte an, für mindestens 30 Tage jegliche Werbung in allen Online-Netzwerken auszusetzen. „Es gibt keinen Platz für Rassismus in der Welt und es gibt keinen Platz für Rassismus in den sozialen Netzwerken“, teilte Konzernchef James Quincey am Freitag mit. Online-Netzwerke sollten mehr „Transparenz und Verantwortung“ an den Tag legen, forderte er. In der Zwischenzeit werde Coca-Cola seine Werbestrategie überprüfen und „schauen, ob Korrekturen nötig sind“, erklärte er.

Facebook räumt Fehler ein
Facebook betonte in einer Stellungnahme, jährlich Milliarden Dollar in die Sicherheit seiner Community zu investieren. Der Konzern arbeite kontinuierlich mit externen Experten zusammen, um seine Richtlinien zu überprüfen und zu aktualisieren. Dank dieses Engagements würden fast 90 Prozent der Hasskommentare gefunden, bevor Nutzer auf sie aufmerksam machten. „Wir wissen, dass wir mehr zu tun haben“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Facebook werde deshalb noch weitere Instrumente, Technologien und Richtlinien entwickeln.

Zuckerberg: „Ich stehe gegen Hass“
Facebook-Chef Mark Zuckerberg kündigte zudem in einem Livestream an, dass sein Unternehmen stärker gegen Hassnachrichten vorgehen und Falschmeldungen vor den US-Präsidentschaftswahlen im November löschen werde. Außerdem würden die Standards für Werbung erhöht, um auch dort abwertende und hasserfüllte Botschaften bezüglich ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sexueller Vorlieben zu blockieren. „Ich stehe gegen Hass und alles, was zu Gewalt anstachelt“, so Zuckerberg.

#StopHateForProfit
US-Bürgerrechtsorganisationen hatten Firmen in der vergangenen Woche zu dem Boykott gegen Facebook aufgerufen. So soll der Konzern an einer empfindlichen Stelle getroffen werden - Facebook macht fast seinen ganzen Umsatz mit Werbeerlösen. Die US-Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt hat die Kritik an Facebook, zu nachlässig mit kontroversen Beiträgen umzugehen, wieder stark aufflammen lassen. Dazu trug auch Konzernchef Mark Zuckerberg wesentlich bei, der sich weigerte, gegen umstrittene Aussagen von US-Präsident Donald Trump einzuschreiten. Dafür gab es sogar Kritik von eigenen Mitarbeitern.

Zuvor hatten sich bereits etliche andere Unternehmen, darunter der US-Mobilfunk-Gigant Verizon, die bekannten Outdoor-Marken The North Face und Patagonia sowie die zu Unilever gehörende Eiscreme-Marke Ben & Jerry‘s der Initiative #StopHateForProfit angeschlossen.

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