Mutter ist fassungslos

Bub nach fünfeinhalb Jahren ans Jugendamt verloren

Oberösterreich
28.06.2020 07:00

Fassungslosigkeit in Scharnstein! Fünfeinhalb Jahre kümmerte sich Gerlinde Loidl vorbildlich um ihren schwerkranken Mario. Aus Sicht des Jugendamtes aber nicht gut genug. Es riss den Fünfjährigen der Mutter weg und steckte ihn ins Heim. Die Mama darf ihn monatlich zweimal je eine Stunde sehen. Der Bub leidet schwer.

„Ein Wahnsinn“, ist sogar für Margreth Tews die Kindesabnahme in Scharnstein. Die psychosoziale Beraterin hat schon viele Fälle begleitet, so etwas aber noch nie erlebt. Der alleinerziehenden Mutter von drei Söhnen (19, 15 und 5) wurde nun die Obsorge für ihren Jüngsten, den seit der Geburt schwer behinderten Mario, entzogen.

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Hier wird versucht, das Kind von der Familie zu entwurzeln. Das ist schon für gesunde Kinder schwer, in diesem Fall ist es extrem schlimm.

Margreth Tews, psychosoziale Beraterin aus Linz.

Jugendamt kam mit Polizei
„Das Jugendamt marschierte mit der Polizei auf und riss mir meinen Sohn aus den Händen“, schluchzt Gerlinde Loidl beim Gespräch mit der „Krone“. Warum es dazu kam, kann die 48-Jährige nicht sagen. „Mario ist mein Ein und Alles. Ich habe alles für ihn gegeben!“ Auch die Scharnsteiner Vizebürgermeisterin Gerlinde Staudinger (FP) sieht keinen triftigen Grund. „Ich verstehe die Welt nicht mehr. Der Mutter kann man überhaupt nichts vorwerfen. Sie war so fürsorglich und hat sich für den Buben wirklich aufgeopfert.“

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Vereinfacht gesagt, war die Mutter nicht in der Lage, die therapeutischen Maßnahmen einzuhalten. Wir konnten nicht länger zusehen.

Alois Lanz, Bezirkshauptmann von Gmunden

Bezirkshauptmann sieht Handlungsbedarf
Laut dem Gmundener Bezirkshauptmann Alois Lanz würde Loidl aber ihrer Verantwortung für die Betreuung des schwer behinderten Kindes nicht nachkommen. Die Behörde könne nicht länger zusehen. Fünfeinhalb Jahre hat sie das aber getan.

16 Monate auf Intensivstation
Mario kam 2014 viel zu früh mit nur 760 Gramm zur Welt. Die ersten 16 Monate verbrachte er auf Intensivstationen in Wels und Linz. „Damals wohnte ich noch in Altmünster und besuchte ihn jeden Tag im Spital“, so die Mama. Deshalb war auch die Freude riesengroß, als er im März 2016 erstmals nach Hause durfte. Er musste aber weiter rund um die Uhr beatmet werden. Im Herbst war er die Sauerstoffgeräte aber endlich los und auch sonst machte der Bub riesige Fortschritte.

Strenge Besuchsauflagen
Dann aber musste er Ende 2019 am Darm operiert werden. Das Jugendamt schaltete sich ein. Mario kam in ein Heim. Nun darf ihn seine Mutter monatlich zweimal je eine Stunde sehen – die Termine gibt das Jugendamt vor. Ein Sozialbetreuer muss dabei sein.

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