Gefährliches Schweigen

Turkmenistan verheimlicht Coronavirus-Pandemie

Ausland
27.06.2020 16:02

Aus den Augen, aus dem Sinn: Das autoritär geführte Turkmenistan in Zentralasien hat einen eigenwilligen und höchst gefährlichen Weg in der Coronavirus-Krise eingeschlagen. Waren bereits im April Berichte aus dem abgeschotteten Land aufgetaucht, wonach Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow das Virus kurzerhand aus dem täglichen Sprachgebrauch verdrängen habe lassen, schlugen Menschenrechtler und Diplomaten jetzt erneut Alarm. Demnach verheimlicht Turkmenistan weiter die Ausbreitung des gefährlichen Virus ...

Die Kritiker sind überzeugt: Die Regierung in dem autoritär geführten Staat an der Grenze zum Iran gefährde mit ihrem Schweigen Menschenleben, wie die Organisation Human Rights Watch (HRW) am Samstag mitteilte. Nach offiziellen Angaben gibt es in der Ex-Sowjetrepublik, die ähnlich abgeschottet ist wie Nordkorea, keinen einzigen Fall der Lungenkrankheit Covid-19. HRW listet aber zahlreiche Quellen auf, die das Gegenteil belegen, darunter auch mehrere Todesfälle von Ärzten.

Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow (Bild: AFP)
Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow

US-Botschaft berichtet über Infektionsgeschehen
Die deutsche Botschaft in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat hat ihren Betrieb wegen Covid-19 nach Darstellung ihrer Internetseite bereits seit April eingeschränkt. Die US-Botschaft dort berichtet auf ihrer Webseite über das Infektionsgeschehen. Das turkmenische Außenministerium wiederum warf den US-Diplomaten vor, Falschnachrichten zu verbreiten. Unabhängige Medien gibt es in dem Land am Kaspischen Meer nicht.

HRW forderte die „repressive Regierung“ in Aschgabat dazu auf, endlich den Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Zugang zu ermöglichen. Die WHO versucht demnach seit April, in das Land zu kommen.

Wenige Corona-Tests in zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken
In den anderen zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan gibt es jeweils Tausende Infizierte. Die Gesamtzahl der Corona-Fälle stieg in den vier Ländern am Samstag um 1196 auf 38.069. Die Zahl der Toten wurde mit 268 angegeben. In der Region wird insgesamt vergleichsweise wenig auf das Coronavirus getestet.

Kasachstans Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew (Bild: APA/AFP/POOL/BRENDAN SMIALOWSKI)
Kasachstans Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew

In Kasachstan ist auch Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew erkrankt. Der 79-Jährige hat immer noch eine Vielzahl an Ämtern inne, die ihm großen Einfluss sichern. In Kirgistan haben sich 17 Mitarbeiter der Präsidialverwaltung nach offiziellen Angaben vom Samstag mit Sars-CoV-2 angesteckt.

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