Das millionenteure Landesmedienzentrum sorgt zunehmend für Unruhe in der Politik. Nach einer Serie von PR-Pannen rund um die unglückliche Entwicklung der Frauenhäuser hat sich beispielsweise Neos-Landesrätin Andrea Klambauer entschlossen, ihre politischen Positionen nicht über das Landesmedienzentrum, sondern über eine private Medien-Agentur abzuwickeln.
Der Kanzler und seine umstrittenen Methoden der „Message Control“ werden als Vorbild für die Arbeitsweise des Salzburger Landesmedienzentrums genannt. Allerdings sind in der Regierungszentrale in Wien mit Gerald Fleischmann und Hannes Frischmann zwei langjährige Vertraute von Sebastian Kurz am Werk. Und sogar die beiden Vollprofis verlieren zuletzt immer öfter die Kontrolle über die Regierungsregie. So hatte sich vor dem ÖVP-Debakel mit einer Bundesheerreform bereits Europa-Ministerin Karoline Edtstadler bei einem Auftritt zur Grundsteinlegung für eine Shoah-Gedenkstätte in ein politisches Desaster der Sonderklasse geredet.
Redakteure sollen „Stil ändern“
Ähnliche Nervosität macht sich nach den Corona-Fällen im engen Umfeld der Salzburger Landesregierung nach einem Rotarier-Treffen auch in den Büros des mit jährlich rund 2,3 Millionen finanzierten Landesmedienzentrums breit. Nicht den Erwartungen entsprechende Berichterstattung wird unter anderem mit der telefonischen Aufforderung an Redakteure quittiert, man solle „den Stil ändern“. Auch das Wiedergeben „oppositioneller Meinungen“ wird dabei von der Abteilung der Salzburger Medien-Behörde (!) als „keine journalistische Arbeit“ abqualifiziert. Diese Versuche der Einflussnahme stoßen nicht nur in einigen Medien, sondern auch bei einflussreichen Kräften in der Landespolitik zunehmend auf Kritik und Widerstand.
Klambauer: Entscheidung für private Agentur
Nach einer Serie von PR-Pannen rund um die unglückliche Entwicklung der Frauenhäuser hat sich beispielsweise Neos-Landesrätin Andrea Klambauer entschlossen, ihre politischen Positionen nicht über das Landesmedienzentrum, sondern über eine private Medien-Agentur abzuwickeln. Auch aus anderer Umgebung ist unterdessen immer öfter zu hören, dass man künftig eigene Wege gehen will, um einer möglichen Nachrichtensteuerung großräumig auszuweichen. Über Salzburg hinaus erzielt die merkwürdige Medienbehörde, die sich als unabhängig bezeichnet, ohnehin keine größere Wirkung.
Erst gestern ist die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Österreich-Kolumne mit einem „ZiB 2“- Auftritt von Wilfried Haslauer recht scharf ins Gericht gegangen. So heißt es in der Kolumne aus dem Münchener Zeitungshaus: „Am Montagabend blamierte sich der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit einem Sprachbild beim Thema Corona. In der Stadt an der Salzach gab es einen Virus-Ausbruch, den Haslauer mit den Worten kommentierte: ,Ich glaube, die Spitze des Eisbergs ist erreicht.‘ So ähnlich dachte wohl auch der Kapitän der ,Titanic‘, bevor sein Schiff gegen die unter der Wasseroberfläche befindlichen 90 Prozent des Eisbergs dampfte.“ So das Zitat. Salzburgs teure Message Control läuft offenbar aus dem Ruder.
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