Anbieter schauen weg

Verbotener Volkssport: Mehrheit teilt Netflix-Abo

Digital
29.06.2020 16:33

In der Theorie regeln Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+ in ihren AGB, dass ein Benutzerkonto bei ihrem Dienst nur von im gleichen Haushalt lebenden Menschen gemeinsam genutzt werden darf. In der Praxis sieht die Sache allerdings gänzlich anders aus, wie nun aus einer Studie aus Deutschland hervorgeht.

Dort hat der Digitalverband Bitkom erhoben, wie die Bürger Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video nutzen. Das Ergebnis der von Golem.de zitierten repräsentativen Studie: Nicht einmal jeder Dritte trägt die Kosten für sein Streaming-Abo ganz alleine. 69 Prozent gaben an, Account-Sharing zu betreiben und sich die Kosten zu teilen. 17 Prozent nutzen einen der Streaming-Dienste, ohne dafür zu zahlen, weil sie das Abo eines anderen kostenlos mitbenutzen dürfen.

Symbolbild (Bild: amazon.de)
Symbolbild

User nutzen Möglichkeiten, Netflix schaut weg
Aus Konsumentensicht ist diese Vorgehensweise höchst nachvollziehbar: Wer beispielsweise bei Netflix ein 4K-Abo um 16 Euro im Monat abschließt, erwirbt damit das Recht, Netflix-Inhalte auf vier Geräte gleichzeitig zu streamen. Offiziell müssen diese Geräte alle im gleichen Haushalt stehen, viele Kunden teilen sich ihr Netflix-Konto aber zur Kostenreduktion auch mit Verwandten und Bekannten, die nicht im gleichen Haushalt wohnen. So wird die abonnierte Leistung stärker ausgereizt und der Preis reduziert.

Bei Streaming-Diensten und deren Investoren sieht man dieses Vorgehen deutlich kritischer. Bei Netflix gab es in der Vergangenheit immer wieder Ankündigungen, man werde stärker gegen das Teilen von Nutzerkonten über Haushaltsgrenzen hinweg vorgehen. Zuletzt kündigte der Streaming-Platzhirsch im Herbst 2019 an, er werde sich eine „kundenfreundliche Lösung“ für die Problematik überlegen. Bis jetzt wurden allerdings keine Sanktionen gegen Account-Sharing eingeführt.

(Bild: ©Proxima Studio - stock.adobe.com)

Streamer zahlen im Schnitt 17 Euro im Monat
Video-Streaming boomt vor allem bei jungen Nutzern: Von den 1004 Personen ab 16, die für die Bitkom-Studie zu ihren Streaming-Gewohnheiten befragt wurden, gaben insgesamt 53 Prozent an, regelmäßig Filme und Serien von kostenpflichtigen Anbietern wie Netflix, Amazon, Disney+, Sky oder Apple zu streamen. Bei 16- bis 29-Jährigen war der Anteil der Streamer mit 63 Prozent am höchsten, bei Personen über 65 mit 32 Prozent am niedrigsten.

Wer für Streaming zahlt, gibt im Durchschnitt rund 17 Euro im Monat dafür aus. Das lässt darauf schließen, dass viele Internetnutzer mehrere Streaming-Dienste abonnieren: Einzeln sind die Abos der verschiedenen Anbieter in der Regel günstiger, außerdem dürfte die zunehmende Verteilung interessanter Inhalte auf verschiedene kostenpflichtige Dienste bei manch einem zum Abschluss eines Zweit- oder Drittabos geführt haben. Kosten, die ein Teil der Kundschaft durch Account-Sharing wieder abfedern wird.

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