„Krone“-Interview

Waldeck: Musikalischer Kampf für die neue Freiheit

Musik
01.07.2020 06:00

Klaus Waldeck ist seit Jahren eine international erfolgreiche Konstante im Electro Swing, auch wenn er diesen Begriff gerne etwas ausgedehnt wissen möchte. Mit seinem sechsten Album „Grand Casino Hotel“ geht der Wiener einmal mehr ins Cineastische und beschwört die Ära eines weiten und freien Amerika herauf. Im Interview macht er sich Gedanken über die Beschränkungen der Gegenwart und warum er heut gut und gerne auch Kühlschränke verkaufen könnte.

(Bild: kmm)

Veröffentlichen oder nicht veröffentlichen? Diese Frage stellte sich in den letzten Monaten global jedem Künstler, der ein neues Album komponierte. Auch Österreichs international erfolgreicher Elektroniker Klaus Waldeck war sich lange nicht ganz sicher, wie er mit seinem sechsten Album „Grand Casino Hotel“ umgehen sollte, ging dann aber doch in die Offensive, um mit dem Werk in einer Zeit der eingeschränkten Bewegungsfreiheit etwas Optimismus, Hoffnung und vor allem kühne Freiheit zu versprühen. Denn genau das ist der Grundkonsens, auf den sich der cineastisch veranlagte Wiener konzentriert hat. Für den Workaholic ist die Veröffentlichung des Albums so etwas wie die Quadratur des Kreises. Die ältesten Songideen haben fast zehn Jahre auf dem Buckel. Die große Kunst aber ist es, ein allumfassend-passendes Werk zu kreieren.

Waldeck ist musikalisch erfolgreicher als sein Bekanntheitsgrad es vermuten mag. Seine Songs wurden weit mehr als 100 Millionen mal gestreamt und seine Songs kennt man etwa aus „Grey’s Anatomy“, diversen Werbungen und unterschiedlichen Netflix-Produktionen. Seit mehr als 20 Jahren komponiert der einstige Produzent selbst Musik und streift im beharrlichen Zwei-Jahres-Rhythmus gerne verschiedene cineastische Thematiken. „Grand Casino Hotel“ ist nun das längst fällige Roadmovie-Album des Wieners, auf dem man sich in das alte, romantische und mit Klischees beladene Amerika fallen lassen kann. Einen erklecklichen Anteil an der feinen Abrundung des Albums haben auch die Stimmen von Patrizia Ferrara, Zeebee, Joey Malcolm und nicht zuletzt Carl Avory, die dem Sound des komponierenden Teamplayers eine besondere Farbe geben.

„Krone“: Klaus, das sechste Waldeck-Album „Grand Casino Hotel“ hast du im Vorfeld als dein Roadmovie-Album tituliert. Wie kommt man überhaupt auf die Idee, ein Thema so aufzugreifen?
Klaus Waldeck:
 Es beginnt damit, dass man in der Vergangenheit sehr fleißig vorgearbeitet und die Schubladen mit Titel vollgefüllt hat, die für sich gesehen schon immer eine Daseinsberechtigung hatten, aber sich nicht mit anderem Material vermischen lassen. Dafür muss ich etwas ausholen: Auf Spotify werde ich als Protagonist unter „Electro Swing“ geführt, was auch okay ist, aber es hat sich so verselbstständigt, dass man aus dieser Nische bei Spotify und den Kritikern kaum mehr auskommt. Ich lasse mich da nur ungern fangen und wenn ich etwas veröffentliche, sollte es in sich stimmig sein. Es gibt hier Songs, die gehen auf das Jahr 2011 zurück, wo mir die Idee zu einem „Roadmovie“ stilistisch erstmals kam. Es war nur nie genug für ein ganzes Album, aber es gibt immer den Moment, wo es klick macht. Wichtig ist auch, dass es innerhalb des Albums eine Dramaturgie gibt. Wenn man die Songs hört, war für mich immer ein Bild von Freiheit da. Ich habe die USA im Süden oder Mittelwesten jetzt auch nicht selbst bereist, aber man weiß ja trotzdem, wie es dort aussieht. Mit diesem Klischee im Kopf entstanden die Titel. Zuerst kam die Musik, dann entwickelte sich daraus ein Bild und von dort weg konnte ich alles verfeinern und stimmig in ein Paket schnüren. Unter „Roadmovie“ kann sich jeder etwas vorstellen und auch das Artwork, mit diesem Motel, riecht ja förmlich nach der Thematik.

Du hattest schon immer einen visuellen Zugang zu deiner Musik. „Gran Paradiso“ (2016) war den Spaghetti-Western nachempfunden, bei „Atlantic Ballroom“ (2018) hat dich der alte US-Gangster-Sound inspiriert. Hast du grundsätzlich einen cineastischen Zugang zur Musik?
Man lernt sich im Laufe der Zeit selbst besser kennen und wahrscheinlich waren solche Bilder immer etwas, das mich beflügelt hat. Bei „Atlantic Ballroom“ waren es die 20er- und 30er-Jahre der USA. Ich war nicht aktiv auf Spurensuche nach der Thematik eines Albums, aber wenn ich eine Idee habe, bleibe ich dran und entwickle sie nach meinen Vorstellungen weiter.

Die Überthemen auf deinen Alben sind immer eher klassisch orientiert und behandeln gerne die Vergangenheit oder eine romantisierte Gegenwart. Passt deine Musik nicht zu Futuristischem?
(lacht) „In the long run, we are all dead“, hat der Ökonom John Maynard Keynes gesagt. Eine Science-Fiction-Platte ist nicht ausgeschlossen und der Song „Lost In Nevada“ basiert auf einer von mir vorgestellten Sternenlandschaft. Oder so wie im Film „2001: Odyssee im Weltraum“, wo sich ein Rad im Raumschiff dreht und im Original der „Donauwalzer“ dazugespielt wird. Bislang habe ich mich aber eher auf die Vergangenheit fokussiert. Ich habe lange überlegt, was die Aussage von „Grand Casino Hotel“ ist. Die Musik ist eigentlich komplett unpolitisch, weil sie sich oft dem Schönen oder einer bestimmten Epoche zuwendet. Mit dem Thema Freiheit ist das aktuelle Album aber nicht mehr ganz so unpolitisch. Die Lebensbereiche werden stetig enger und jeder lebt nur mehr in einer Filterblase, wo er zurückgeworfen bekommt, was er hören will. Deshalb ist „Grand Casino Hotel“ fast eine Art Gegenmodell, weil man etwas Freiheit oder Anarchie will. Ich habe das Gefühl, dass alles immer zugeschnürter wird und ich hätte gerne einmal die Nachricht „ein Verbot wurde aufgehoben“ in den Zeitungen gelesen. Insofern ist das hier nicht nur das filmischste, sondern auch das politischste Album.

Musik soll ja auch Eskapismus anbieten und den Hörer aus dem harschen Alltag hören. Wenn du Musik schreibst, wie weißt du, welcher Song von dir in welchen Kontext passt?
Ein Musikstück trägt ein Gen in sich und mit der jeweiligen Instrumentierung kann man bestimmte Sachen herausheben. Mit Surf- oder Twang-Gitarren verbindet man als Zuhörer Bilder, wodurch man sich einer gewissen Assoziation fast nicht entziehen kann.

Wenn dieses Album schon das politischste von dir ist, musstest du dann darauf achten, nicht zu politisch zu werden?
Das war mehr so eine Vermutung, dass die Aussage eher unterschwellig passiert ist - nicht mit einem Vorsatz. Mir kam die Idee im Zuge eines Interviews, denn durch das gemeinsame Besprechen eines Albums entdeckt man immer wieder Aspekte, die man vorher nicht gesehen hat. Es gibt Künstler, die sich als besonders politisch bezeichnen und im weiteren Sinne dort auch betätigen oder äußern. Ich habe das immer bewusst vermieden, weil meine Musik für mich sprechen soll und ich mich nicht zusätzlich in Beschlag nehmen lassen wollte. Ich zwinge das Politische dem Hörer hier nicht auf. Man kann es nehmen oder eben nicht.

Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat uns viel von unserer Freiheit genommen. Die spielt aber eher zufällig in das Album rein?
Das war Zufall, ja. Genauso aber auch die Idee mit dem Autokino, das man schon am Cover sieht. In den USA gibt es den „Rust-Belt“, wo die ganzen Arbeiter immer öfter ihre Jobs verlieren und dort herrscht ein Reservoir an Unzufriedenheit. Das ist das nostalgische Element, dass man vielen Leuten ihre Grundlage zur Existenz genommen hat. Diese Menschen sind die sogenannten Modernisierungsverlierer. Die spreche ich nicht unmittelbar mit der Musik an, aber es zeigt schon, wo und warum die Leute gerne zurückschauen, weil sie das Gefühl haben, sich besser orientieren zu können. Unsere Zeit ist so schnelllebig geworden und bei Corona sieht man ja, wie schnell man sich an den Entzug von selbstverständlichen Bürger- und Freiheitsrechten gewöhnt. Es war schockierend zu sehen, wie schnell das allgemein akzeptiert wurde. Es zeigt, wie empfindlich unser System ist und wie schnell sich das Selbstverständliche im Alltag ändert.

Dann gab es die Spaltung zwischen den in Panik Geratenen und Leuten, die viel zu sorglos mit dem Thema umgehen. All das hat einen sehr unschönen Keil in unsere Gesellschaft getrieben. Wahrscheinlich war das aber auch nur ein Brandbeschleuniger, weil die Homogenität in der Gesellschaft schon davor nicht wirklich da war. Man muss fairerweise auch sagen, dass es schon immer Künstler gegeben hat, die vor der Krise im Prekariat lebten und für die das Künstlersein ein Ausweg war, weil sie sonst nichts mit dem Leben anzufangen gewusst haben - böse gesprochen. Man muss schon auch hinterfragen, ob wirklich jeder Künstler sein sollte. Vielleicht hat die Krise nur aufgezeigt, was schon latent im Ansatz da war.

Willst du, dass ein Album wie „Grand Casino Hotel“ tröstlich auf die Menschen wirkt?
Es soll nicht bloß ein Trostpflaster sein. Das Album bedient sich an Zitaten aus der Vergangenheit, aber die positive Energie ist immer da und die soll man auch für die Zukunft mitnehmen. Nach gut drei Monaten Lockdown haben wir alle genug Trübsal geblasen. Auch ich habe überlegt, das Album zu verschieben, aber es war schnell klar, dass es gerade jetzt seine Berechtigung hat und ich das durchziehen wollte. Ich hoffe nur nicht, dass die 24. Welle kommt und dann wieder alles untergeht. (lacht)

Das Album imaginiert die Freiheit und das weite Land der USA als Sehnsuchtsort. Können die USA der Gegenwart für dich auch ein Sehnsuchtsort sein?
Der Sehnsuchtsort ist natürlich die Vergangenheit. Man ist wie auf der Suche nach einem verlorenen El Dorado. Man ist fast wie ein Archäologe auf den Spuren einer Kultur, die quasi im Niedergang begriffen ist. Unser Nachkriegsbild des transatlantischen Amerika hat ja schon seit mehreren Jahren einen gewaltigen Knackser bekommen. Das Bild von Amerika als gutes Land, das uns zur Seite steht und uns gegen die Bösen der Welt beschützt, ist längst nicht mehr aufrecht zu erhalten. Es gibt viel mehr Instabilität und Unsicherheit, gleichzeitig ist aber die Wirtschaft globalisiert und verfolgt Interessen, die über jenen der nationalen Behörden hinausragen. Es gibt wenige Politiker wie damals Fred Sinowatz, der sagte: „Es ist alles kompliziert“. Davon würde ich mir mehr wünschen, aber wahrscheinlich liegt es auch daran, dass die Leute mit Komplexität nicht mehr umgehen können. Ich rufe mit dem Album jedenfalls ein schönes, verklärtes Bild eines vergangenen Amerika hervor.

Wie hängen die einzelnen Songs nun zusammen? Wo ist der rote Faden dann genau zu erkennen?
Das ist eine schwere Frage. Es hängt mit vielen Faktoren zusammen. Wie bringe ich eine Dramaturgie und Abwechslung auf das Album? Wie sind die Stimmfarben, weil ich ja vier verschiedene Sänger auf dem Album habe? Wie eröffne ich das Album passend? Es beginnt mit einem Wüstenwind, dann geht es in eine melancholischere Richtung und dann folgt etwas mehr Latino-Sound, wo man im Hintergrund spanische Walkie-Talkies hört. Ich hatte da den Film „Konvoi“ mit Kris Kristofferson im Kopf. Ich habe auch nur gewisse Bilder und die fließen dann ein. Vielleicht habe ich für das Album auch zu oft „Breaking Bad“ geschaut. (lacht)

Hast du aber vor dem Fertigstellen des Albums eine Geschichte im Kopf, nach der du dich weiterhangelst?
Nein, eine narrative Geschichte direkt gibt es nicht. Es ist mehr eine Aneinanderreihung von Bildern, die in sich etwas Schönes ergeben.

Wie wichtig ist die richtige Stimme zum richtigen Song und nach welchen Gesichtspunkten entscheidest du in dieser Hinsicht?
Die Stimme ist sehr wichtig, aber ich weiß nicht im Vorhinein, wo etwas genau hineinpasst. Ich arbeite mit gewissen Sängerinnen und Sängern und versuche das Beste rauszuholen. Ich schreibe teilweise auch selbst an den Texten mit. „Look At Me“ hat etwa im Studio als Klavierkomposition begonnen und dann hat sich herausgestellt, dass der Song in eine Manu-Chao-Richtung geht. Man hangelt sich dann immer so weiter, denn ich sitze nicht vor einem leeren Blatt Papier am Reißbrett. Manche Stücke waren schon da und konnten neu arrangiert werden. Man kann etwa ein Banjo dazugeben, um dem Stück eine bestimmte geografische Zugehörigkeit zu attestieren.

Ein Roadmovie-Album würde man wohl auch eher mit traditionellen Instrumenten verbinden. Du bist aber in erster Linie aber schon Elektroniker.
Ich würde sagen, teils teils. Natürlich versucht man seine eigene Ästhetik, in meinem Fall die Elektronik, unterzubringen, auf der anderen Seite ist aber fast alles live eingespielt, was mir sehr wichtig war. Vor zehn Jahren habe ich wieder angefangen, mehr Klavierunterricht zu nehmen und damit hat bei mir auch eine Art Paradigmenwechsel stattgefunden. Weniger als Produzent zu arbeiten, sondern mehr auch als Interpret und Musiker. Es war für mich spannend zu sehen, wie das jeweilige Instrument das Endprodukt prägt. Das war mir früher nicht so klar, denn da habe ich viel schlampig mit den Keyboards eingespielt und jemanden drüberspielen lassen. Jetzt habe ich schon klare Vorstellungen, wie etwas klingen soll.

Hast du das gemeinschaftliche Musizieren, das Teamwork und diese Live-Atmosphäre im Studio auch stärker zu schätzen gelernt?
Noch vor zehn Jahren hatte ich bei Auftritten großes Lampenfieber. Wie sollte ich mit meinen bescheidenen interpretatorischen Fähigkeiten mit Menschen mithalten, die teilweise schon Dekan auf einer Musikuni sind? (lacht) Wenn es darum ging Noten zu lesen, bekam ich Schweißausbrüche. Bei den aktuellen Konzerten habe ich dafür schon teilweise auf Computerzuspielungen verzichtet. Im Porgy & Bess etwa völlig ohne Playback, was für mich total spannend war. Es war ausverkauft und lief gut, weil sich niemand über das Ergebnis beschwert hat.

Fühlst du dich bei Livekonzerten besser geschützt, wenn Gastsänger und andere profunde Musiker stärker im Rampenlicht stehen und du aus dem Hintergrund heraus agieren kannst?
Nein, es ist eher die Beherrschung des Instruments, die mich sorgte. Das ist aber wohl ganz allgemein. Es gibt Sänger, die haben bis ans Ende ihrer Karriere Lampenfieber. Mir macht es aber Spaß, mich immer neuen Herausforderungen zu stellen und ich wollte mehr mit den Musikern an einem Strang ziehen, als etwas aus dem Computer reinzuspielen und die echten Instrumente drüberzulegen.

Steigt damit einhergehend auch dein Interesse für klassischere Musikrichtungen? Dass du etwa mit Jazz oder Klassik jetzt mehr anfangen kannst als es noch vor einigen Jahren der Fall war?
Auf jeden Fall. Ich bin auch in der Lage, das nicht nur zu komponieren, sondern es auch auf dem Klavier zu spielen und den anderen zu kommunizieren. Jazz ist aber ein schwieriges Kapitel, denn vieles, was heute als Jazz beworben wird, hat eher mit Klassik zu tun. Das sind unbestimmte Akkordfolgen, die immer wiedergekäut werden. Es gibt kaum noch einen Spielraum für progressiven Jazz, außer du willst partout, dass dein Publikum dir nicht folgen kann. Jazz kam aus der Livemusik und hatte die Attitüde, bestehende Strukturen aus den Angeln zu heben. Wenn du heute zu einem Jazzkonzert gehst ist das aber oft einfach die Aufführung eines bekannten Musikstils. Das kann man mögen, aber man muss es auf jeden Fall wissen.

Wenn es nicht dein Wunschziel ist, immer als „Electro-Swing-Künstler“ zu gelten - wie würdest du dich selbst einordnen? Welche Musik macht Waldeck eigentlich?
Ich bin ein Chamäleon. Ich habe ja das Glück, dass ich mein Album nicht erklären muss, sondern die Kritiker. (lacht) Ich habe wenige Probleme mit dem Begriff „Elektronik-Musiker“, wobei das nicht sehr aussagekräftig ist, denn heutzutage ist sowieso fast jede Musikrichtung elektronisch angehaucht. Ich hätte wenig Probleme zu sagen, dass meine Musik einen Pop-Appeal hat, allerdings wird Pop sehr oft in ein sehr enges Korsett gesteckt. Es gibt das Zitat „Musik für einen Film, der noch nicht gedreht wurde“ - das würde mir auch gefallen, auch wenn das Zitat einen langen Bart hat. (lacht) Vielleicht habe ich auch eine Affinität zur Filmmusik und natürlich gibt es jazzige Elemente, auch wenn ich keinen Jazz mache.

Kannst du beim Komponieren eigentlich kommerzielle Gedanken ausblenden? Ist das überhaupt möglich, wenn man die Kunst auch als Lebensunterhalt hat?
Nein, das geht nicht. Man hat sowohl den eigenen Anspruch an die Musik, aber auch die gedachte Publikumsrezeption. Wenn man als Vertreter des Electro Swing gilt, ist das sehr einschränkend, aber die Algorithmen auf Spotify machen es schwierig. Leute, die sich in diesem Spektrum aufhalten, klicken ja sofort weg, wenn sie woanders hinkommen. Ich als Künstler hingegen komme nicht aus dieser Blase, diesem Algorithmus raus. Man erreicht keine anderen Leute, weil die mich gar nicht in die Vorschlagsliste kriegen. Man ist quasi verdammt, immer das gleiche zu machen. Ich wehre mich zwar dagegen, aber das geht nur mit einer gewissen Verzögerung. Vier Jahre nach „Gran Paradiso“ beginnen Leute jetzt langsam das Album für sich zu entdecken. So eine Zeitverzögerung lässt einen aber ziemlich zweifeln, auch wenn manche Songs für gewisse Netflix-Produktionen verwendet werden. Das ein Teil meines Publikums die Filmindustrie ist, das denke ich schon mit. Das heißt aber nicht, dass ich darauf hin komponiere. Ob ich Kühlschränke oder Musik verkaufe, macht schon keinen großen Unterschied mehr. (lacht) Man kann längst mehr Zeit zum Analysieren von Spotify investieren als ins Komponieren von Songs selbst, wenn man möchte.

Live stellt Waldeck sein neues Album am 4. Juli im Lokal Unser Weidlinger bei Klosterneuburg (www.unserweidlinger.at) sowie am 11. Juli im Rahofer Bräu in Tattendorf (https://rahoferbraeu.at/fr-10-7-klaus-waldeck/) vor.

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