Grausame Tradition
Blutige Treibjagd auf Delfine in Japan eröffnet
Zwar hätten die Fischer zunächst keinen Delfin erwischt, sagte ein Behördensprecher, der anonym bleiben wollte. Altherr befürchtet jetzt aber, dass sich ein Teil der Jagd auf das offene Meer verlagert.
"Unser Standpunkt bleibt gleich. Die Stadt wird auch weiterhin Delfine jagen", sagte der Behördensprecher mit Blick auf diverse Ausländer, die mit Kameras in dem 3.700-Einwohner-Ort gesichtet wurden. Konfrontationen zwischen Tierschützern und nationalistischen Delfinjagd-Befürwortern habe es bisher nicht gegeben. Altherr zufolge ist die Stimmung in der Stadt aber "ziemlich aufgewühlt".
1,7 Millionen Unterschriften für Japans Botschaft in den USA
Der aus dem 2009 veröffentlichten Film "Die Bucht" bekannte Aktivist Ric O'Barry von der Organisation "Rettet Japans Delfine" schrieb in seinem Internet-Blog, er habe einen geplanten Besuch in Taiji abgesagt, nachdem er vor einer Konfrontation mit den "extrem nationalistischen Gruppen" gewarnt worden sei. Stattdessen kündigte O'Barry an, am Donnerstag vor der US-Botschaft in Tokio symbolisch 1,7 Millionen Unterschriften aus 151 Ländern gegen die Delfinjagd zu übergeben.
Die Fischer aus Taiji treiben jedes Jahr rund 2.000 Delfine in einer abgelegenen Bucht zusammen. Einige werden gefangen und in Delfinarien gebracht, die restlichen werden mit Harpunen getötet und zum Verzehr verarbeitet. Das Team um Regisseur Louie Psihoyos hatte die umstrittene Tradition für "The Cove" ("Die Bucht") teils mit versteckten Kameras gefilmt. Die Bilder von dem Delfin-Schlachten wurden in diesem Jahr mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Kritischer Film mittlerweile selbst in Japan erfolgreich
Japanische Nationalisten hatten den Film im Sommer als anti-japanisch beschimpft und Kinos mehrfach erfolgreich an der Aufführung gehindert. Die erste kommerzielle Vorstellung in Tokio fand im Juli unter Polizeischutz statt. Inzwischen laufe "Die Bucht" nach anfänglich heftigen Protesten aber "erstaunlich erfolgreich" in japanischen Kinos, berichtete Altherr. "Viele Aufführungen sind ausverkauft."
Insgesamt werden der Biologin zufolge in Taiji sowie in anderen Orten und vor der Küste des Landes jährlich bis zu 15.000 Delfine und Kleinwale gefangen und getötet. Zwar sei von der japanischen Politik trotz weltweiter öffentlicher Proteste kein Einlenken zu erwarten, erklärte Altherr. In der Bevölkerung sähen Tierschützer aber Anzeichen für einen Bewusstseinswandel. Bis heute wüssten viele Japaner gar nicht, dass Delfinjagden an ihrer Küste stattfänden, da die Medien kaum darüber berichteten. "Das ändert sich nun langsam."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.