Der Insolvenzverwalter des vergangene Woche zusammengebrochenen deutschen Zahlungsabwicklers Wirdecard, Michael Jaffe, rechnet mit einer Filetierung des Unternehmens. „Es haben sich bereits eine Vielzahl von Investoren aus aller Welt gemeldet, die Interesse am Erwerb des Kerngeschäfts (oder) der davon unabhängigen und eigenständig erfolgreich am Markt agierenden Geschäftsbereiche haben“, sagte Jaffe am Dienstag nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses.
Dazu gehören Insidern zufolge Finanzinvestoren, aber auch Rivalen wie die französische Worldline. Die Gläubiger hätten dabei auch grünes Licht für die Mandatierung von spezialisierten Investmentbanken gegeben, die sich um den Verkauf der einzelnen Firmenteile kümmern sollen, erklärte der Insolvenzverwalter.
US-Tochter sucht schon nach Interessenten
Am Dienstag hat sich bereits die US-Tochter Wirecard North America zum Verkauf gestellt. Wirecard hatte die ehemalige Citi Prepaid Card Services 2016 übernommen. Bisher sind außer der Muttergesellschaft aus Aschheim bei München kaum Tochterfirmen in die Insolvenz gegangen. Die Verkaufserlöse kämen damit den Gläubigern der Wirecard AG zugute.
Auch die deutsche Wirecard Bank ist bisher nicht insolvent, die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat dort einen Sonderbeauftragten bestellt, damit kein Geld an die Wirecard AG abfließt. „Auszahlungen an Händler und Kunden der Wirecard Bank werden ohne Einschränkungen ausgeführt“, betonte Jaffe.
„Weitere Insolvenzanträge nicht auszuschließen“
„Vordringlichstes Ziel im vorläufigen Insolvenzverfahren ist es, den Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften zu stabilisieren“, erklärte der Insolvenzverwalter. Das gelte für die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen - etwa für Visa und Mastercard - und für alle übrigen, davon unabhängigen Geschäftsbereiche. „Dazu werden intensive Gespräche mit Kunden, Handelspartnern und den Kreditkartenorganisationen geführt.“ Weitere Insolvenzanträge seien aber nicht auszuschließen.
Wirecard hatte am Donnerstag Insolvenz angemeldet, nachdem ein Loch von 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz bekannt geworden war. Die Insolvenz gilt bisher nur für die Dachgesellschaft Wirecard AG. Das vom Österreicher Markus Braun (Bild oben) gegründete Unternehmen hat auch eine Tochter in Graz, die nach Daten aus dem Vorjahr 130 Beschäftigte hat.
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