Ist die Spaß-App TikTok, in der vor allem Kinder und Jugendliche stundenlang Kurzvideos konsumieren, ein chinesisches Spionage-Tool? In den USA und anderen westlichen Ländern geht diese Sorge angesichts des chinesischen Mutterkonzerns der App seit Monaten um. Eine Auffälligkeit in der iPhone-Version der App heizte die Debatte zuletzt wieder an - und hat offenbar auch das Hacker-Kollektiv Anonymous auf den Plan gerufen, das Internetnutzern rät: „Löscht diese chinesische Spyware!“
Das berichtet das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ unter Berufung auf einen Twitter-Account, der dem Hacker-Kollektiv zugerechnet wird. Auf Twitter betonen die lose organisierten Hacker ohne Anführer, dass die chinesische Spaß-App TikTok in puncto Privatsphäre höchst bedenklich sei und man den Dienst selbst nie nutzen würde. Auch Propaganda- und Beeinflussungsvorwürfe erhebt man.
Anonymous empfiehlt: „Löscht TikTok jetzt!“
Die notorischen Hacker empfehlen ihrer Twitter-Gefolgschaft: „Löscht TikTok jetzt! Wenn ihr jemanden kennt, der es nutzt, erklärt ihm, dass es im Wesentlichen von der chinesischen Regierung betriebener Schadcode ist, mit dem eine riesige Spionageoperation betrieben wird.“
Anonymous beruft sich bei seiner Einschätzung auf einen IT-Security-Experten, der im Online-Forum Reddit Programmcode präsentiert hat, der laut seiner Aussage aus der TikTok-App stammt. Und der enthalte eine Fülle von Privatsphäre-Problemen und Sicherheitslücken.
iOS-Version von TikTok zapfte Zwischenablage an
Aufregung gab es zuletzt auch, weil die iPhone-Version der TikTok-App bei Experimenten mit der Vorabversion des nächsten iPhone-Betriebssystem iOS 14 dabei ertappt wurde, wie sie ungefragt auf die Zwischenablage zugriff - und damit auf potenziell sensible Gesprächsinhalte oder andere personenbezogene Daten.
In Indien folgte wenig später das gesetzliche Verbot von 58 chinesischen Smartphone-Apps - eine davon war auch TikTok. Von vielen Beobachtern als Retourkutsche für die Eskalation eines Grenzkonfliktes im Himalaya bewertet, könnten auch das generelle Misstrauen und das auffällige Verhalten der App unter iOS in diese Entscheidung eingeflossen sein.
TikTok-Betreiber weisen Anschuldigungen zurück
Beim TikTok-Betreiber Bytedance aus Peking betonte man in der Vergangenheit immer wieder, sich in allen Ländern, in denen man den Dienst anbietet, an die lokalen Gesetze zu halten und den Datenschutz zu respektieren. Tatsächlich hat man sogar verschiedene Versionen für den chinesischen und den internationalen Markt entwickelt. Die Daten speichere man in den Ländern, in denen man den Dienst anbiete. Zensurvorwürfe weist man zurück. Bei der Moderation orientiere man sich an „lokalen Gesetzen sowie unseren Gemeinschaftsrichtlinien als klare Referenzgrößen“.
TikTok steht in den in puncto Online-Spionage auch nicht gerade unbescholtenen USA seit Monaten unter Beschuss - wegen des Verdachts der Überwachung, aber auch wegen Propaganda-Vorwürfen. So erfuhr die „Washington Post“ von Mitarbeitern der TikTok-Niederlassung in den USA, die dort Inhalte moderierten, dass sie von ihren chinesischen Kollegen diktiert bekommen hätten, welche Inhalte sie löschen müssten. Genannt wurden beispielsweise Videos sich intensiv küssender Menschen, Clips mit aufreizenden Tanzschritten oder politische Meinungsäußerungen. In China unerwünscht, im Westen eigentlich kein Problem.
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