Überall wird uns weisgemacht, dass Elektroautos das Klima retten und überhaupt grundsätzlich gut sind. Auf diesem Altar der E-Mobilität opfern die Hersteller - nicht zuletzt von der Politik getrieben - den Verbrennermotor. Fatal. Denn eigentlich kann er unterm Strich die intelligentere Variante des Klimaschutzes sein - wenn er mit E-Fuels betrieben wird. Und genau das will die Formel 1 ab dem Jahr 2023 tun.
Motorsport ist grundsätzlich als Umweltsünder verschrien, auch und vor allem die Formel 1, die pro Saison insgesamt rund eine Million Liter Sprit verfeuert. Ausgerechnet diese Rennserie könnte nun zum Vorreiter einer Antriebsrevolution werden, die im Gegensatz zur E-Mobilität nicht nur vordergründig klimafreundlich ist.
Die Formel 1 will schon in drei Jahren mit rein synthetisch hergestelltem Kraftstoff fahren. Ursprünglich hatte der Plan vorgesehen, den E-Fuel-Anteil ab 2022 jedes Jahr um 20 Prozent zu steigern. Jetzt hat die Rennserie entschieden, schon 2023 mit komplett synthetischem Kraftstoff zu fahren. Das bestätigte Gilles Simon, Motorenchef des Automobilweltverbands FIA, gegenüber „Auto Motor und Sport“.
Biosprit vs. E-Fuels
Beim nicht aus Erdöl erzeugten Sprit bzw. dessen Herstellung gibt es große Unterschiede. Biosprit, der mit Biomasse produziert wird, hat den Nachteil, dass er mit der Nahrungsmittelkette in Konkurrenz tritt. Daher werden Ackerflächen für Anbau von Rohstoffen für die Spritherstellung genutzt, auf denen sonst Nahrungsmittel wachsen könnten. Synthetische E-Fuels hingegen werden ohne Biomasse hergestellt, indem etwa aus der Luft Kohlendioxid abgesaugt wird. Der Wirkungsgrad bei der Produktion ist derzeit noch schlecht, aber wenn man ausreichend große Solarenergiefelder an passenden Locations errichtet, ist der Energiebedarf kein Problem.
Mit E-Fuels würde man dann im Betrieb nur so viel CO2 ausstoßen, wie bei der Produktion „eingefangen“ wurde. Weitere Vorteile von E-Fuels: Sie können einerseits in bestehenden Motoren eingesetzt werden, andererseits können neue Motoren aber auch auf E-Fuels hin optimiert werden, was wiederum günstig für Verbrauch und Emissionen wäre.
Formel 1 nutzt Anpassungspotential nicht
Wegen des Zeitdrucks soll es für den neuen Kraftstoff in der Formel 1 aber kaum Veränderungen an den Motoren geben. „Die erste große Herausforderung ist, dass wir die aktuellen Motoren nicht fundamental ändern wollen. 2023 liegt quasi um die Ecke“, sagte Simon der Fachzeitschrift. „Wir brauchen einen Kraftstoff, der dem aktuellen sehr ähnlich ist, der aber nachhaltige Wurzeln hat.“
Der Kraftstoff kann laut FIA auf biologischen Abfällen aufbauen oder durch chemische Verfahren aus Wasserstoff und Kohlendioxid gewonnen werden. „Wir wollen für die Formel 1 keine der beiden Richtungen ausschließen. Es dürfen auch völlig neue Ansätze dabei sein, die wir noch nicht auf dem Schirm haben“, erklärte Simon. „Unser Ziel ist es, die Kraftstoffunternehmen für unseren Plan zu gewinnen. Deshalb wollen wir ihnen erlauben, einen individuellen Weg zu beschreiten.“
FIA testet synthetischen Sprit
Die FIA selbst produziert bereits zu Testzwecken in Kooperation mit einem Labor synthetische Kraftstoffe. Die sollen noch in diesem Jahr an aktuellen Formel-1-Triebwerken auf dem Prüfstand auf ihre Tauglichkeit untersucht werden.
Pro Saison benötigte die Formel 1 für Rennen, Testfahrten und Prüfstandsläufe rund eine Million Liter Kraftstoff. „Das hört sich viel an, ist aber tatsächlich eine sehr kleine Menge. Diese zu produzieren wäre kein Problem“, ist sich der Motorenchef der FIA sicher. Der genaue Literpreis sei heute noch nicht abschätzbar, er werde nach einer Anlaufphase aber nicht teurer sein als der aktuelle Kraftstoff, betonte Simon. Derzeit koste ein Liter Formel-1-Kraftstoff rund 200 Dollar.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.