Wer heute einen Fernseher kauft, erwirbt damit auch einen Computer. ARM-Prozessoren im Inneren erlauben die Nutzung von Streaming-Apps und das Internetsurfen, Mikros ermöglichen oft auch Sprachbedienung. Die gesammelten Daten werden allerdings alles andere als vertraulich behandelt, kritisiert das deutsche Kartellamt. Es hat massive Verstöße gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entdeckt.
Smart-TVs haben bei vielen Nutzern keinen besonders guten Ruf. Manch ein Hersteller kleistert das Interface des teuer gekauften Fernsehers mit Reklame zu, bei vielen werden Daten gesammelt und allzu zukunftssicher sind Smart-TVs auch nicht. Immerhin ist die Lebensdauer des typischen TV-Geräts deutlich länger, als die verbaute Smartphone-Hardware zeitgemäß ist. Oft funktionieren gewisse Apps schon nach wenigen Jahren nicht mehr.
Erhebliche Transparenzmängel bei den meisten Herstellern
Das deutsche Kartellamt hat bei seiner Sektoruntersuchung nun Geräte von 20 Herstellern unter die Lupe genommen - und ortet bei den meisten erhebliche Transparenzmängel, welche Daten das TV-Gerät sammelt und wie diese verwendet werden. Damit verstoßen die TV-Hersteller im ganz großen Stil gegen die DSGVO, so die Kritik der Kartellwächter.
Gesammelt werden alle möglichen Daten: Neben dem generellen Fernsehverhalten, abgespielten Inhalten und Statistiken zur App-Nutzung wird oft auch das Surf- und Klickverhalten im mitgelieferten Browser erfasst. Sogar die Cursor-Bewegungen und - bei Sprachsteuerung - die Stimme des Nutzers werden von einigen Fernsehern erfasst. Höchst intime Daten, die dann für personalisierte Werbung verwendet werden.
Hersteller machen es der Kundschaft schwer
Solche Vorgänge abzustellen, werde von den Herstellern durch verschachtelte Menüs erschwert. Infos über die Datennutzung und den Datenschutz oder die Weitergabe von Daten erhalte man vor dem Kauf auch kaum. Für den TV-Käufer sei meist nicht nachvollziehbar, dass die bei der Inbetriebnahme akzeptierten Nutzungsbedingungen „für eine Vielzahl von Diensten und Nutzungsprozessen gelten sollen“, kritisiert das Kartellamt.
Neben der Datensammelei ist auch die IT-Sicherheit ein Problem von Smart-TVs. Hier kritisiert das Kartellamt, dass viele Hersteller nur wenige Jahre nach dem Kauf Updates für ihre Smart-TVs liefern. Oft gibt es schon nach zwei, drei Jahren keine Updates mehr, womit der TV für Hacker zum gefundenen Fressen wird. Sie können den Fernseher, der auch Computer ist, zur Wanze umfunktionieren oder eine digitale DDoS-Waffe für Überlastungsangriffe auf Websites daraus machen.
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