Jahrelang grenzenlos
Corona-Pandemie bringt Kreuzfahrt größte Flaute
Jahrelang gab es keine Grenze nach oben im Kreuzfahrtgeschäft. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Jetzt stürzen Umsatz und Aktienkurse ins Bodenlose.
Rund 150.000 Österreicher haben 2019 eine Kreuzfahrt unternommen, bei den weltweit 30 Millionen Passagieren pro Jahr ein sehr kleiner Teil, aber dafür ein sehr zahlungskräftiger.
In kaum einer anderen Freizeitbranche sind mehr Menschen aus allen Nationen näher beinander als auf den Hochseeschiffen mit 24-Stunden-Bespaßung. Klimakiller, Skandale, Ausbeutung, Sicherheitsbedenken - nichts konnte das Geschäft trüben. Dann kam Corona - und schlug als Erstes auf der Diamond Princess zu. 3700 Gäste und die Crew zwei Wochen in Quarantäne, zehn Tote und 700 Infizierte die Bilanz.
Chronik eines Absturzes
Es war der Beginn des Absturzes: Die Kurse bei den Marktführern Carnival (unter anderem Aida und Costa), Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line sind um bis zu 75 Prozent gefallen, was die Börsenwerte um viele Milliarden Dollar einbrechen ließ. Angesichts der Geschäftsentwicklung ist die große Skepsis vieler Anleger wenig verwunderlich, so die APA. Carnival etwa schrieb im zweiten Quartal einen Verlust von enormen 4,4 Milliarden Dollar (3,9 Mrd. Euro). Die Konkurrenz ist ebenfalls tief in die roten Zahlen geraten.
Durch die weltweiten Lockdown-Maßnahmen kam das Geschäft komplett zum Erliegen, dadurch stehen hohen Fixkosten plötzlich so gut wie keine Einnahmen mehr gegenüber. Die Virusausbrüche an Bord der Diamond Princess und anderer Schiffe, wie der MS Westerdam, die auf der Suche nach Anlegemöglichkeiten wochenlang auf hoher See herumirrte, kratzen am Image.
Nachfrage ist nach wie vor groß
Abgeschrieben werden sollte die Kreuzfahrtindustrie dennoch nicht, meint Analyst Brandt Montour von der Großbank JPMorgan. Die Nachfrage sei weiter groß, besonders die US-Kundschaft sei überraschend risikobereit.
Doch bis es so weit ist, müssen zunächst die Hafenbetreiber überzeugt werden. Niemand lässt gerne Passagiere von „Risikoschiffen“ an Land, speziell wenn sie zuvor in Ländern mit steigenden Corona-Zahlen anlegten. Costa Crociere hat beschlossen, das Aussetzen ihrer Kreuzfahrt-Reisen bis 15. August zu verlängern, Aida bis 31. Juli. Andere Riesen wagen es bereits teilweise auf speziellen Routen.
Kronen Zeitung
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