Die Mathematik-Zentralmatura an den AHS wird auf neue Beine gestellt. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat dafür die Leitung des entsprechenden Referats im Ministerium ausgetauscht, außerdem sollen andere Lehrer die Aufgaben erstellen. Diese sollen sich auch stärker an den Bedürfnissen der Hochschulen orientieren, so Faßmann bei einer Pressekonferenz am Montag: „Bitte glauben Sie aber nicht, dass die Mathematik-Matura damit verbilligt wird.“ Aber man wolle engagierten und guten Schülern die Chance geben, am Ende gute Noten im Zeugnis zu lesen.
Auslöser der geplanten Umstellungen sind die heuer erneut stark schwankenden Klausurergebnisse an den AHS: Wie schon vor zwei und vor vier Jahren wurde rund ein Fünftel der Arbeiten mit einem „Fünfer“ bewertet. Außerdem schafften nur sieben Prozent einen „Einser“ und 13 Prozent einen „Zweier“. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) war die Notenverteilung dagegen viel gleichmäßiger. Zwar hätten die Einberechnung der Jahresnote und die Kompensationsprüfungen viele „Fünfer“ wieder ausgebessert, so Faßmann - das Grundproblem bleibe aber.
An den AHS gliedert sich die Mathematik-Zentralmatura in einen Grundlagen- und einen vertiefenden Teil. In beiden sind jeweils 24 Punkte zu erreichen. Für ein „Genügend“ müssen im Grundlagenteil 16 Punkte erreicht werden (wobei auch vereinzelte Bonuspunkte in Teil 2 gesammelt werden können), die genaue Ausdifferenzierung der positiven Note ergibt sich dann im vertiefenden Teil, erläuterte Martina Frebort, Leiterin der Psychometrie Zentralmatura.
„Ein ,Genügend‘ ist machbar“
Faßmann ortet das Hauptproblem auch weniger bei den „Nicht Genügend“: „Der Teil eins ist grundsätzlich lösbar, ein „Genügend“ ist machbar.“ Der zweite Teil sei dagegen „ausgesprochen schwierig“, die Latte für bessere Noten zu hoch. Dieses Problem habe er schon in seiner ersten Amtszeit gemeinsam mit dem ehemaligen Wiener Stadtschulratspräsidenten Kurt Scholz angehen wollen - nach dem Platzen von Türkis-Blau sei dies aber vorübergehend nicht möglich gewesen
„Der Druck für eine faire und verständliche Matura war weg. Ist die Katze aus dem Haus ..."
Bildungsminister Faßmann über bisher gescheiterte Reformen
Man habe sich die Frage gestellt, warum die Mathe-Matura an den BHS besser funktioniere als den AHS, so Faßmann. Einerseits seien dafür im Ministerium unterschiedliche Personen zuständig. Als Reaktion wurde daher der bisherige Referatsleiter für die Mathematik an den BHS, Martin Hofer, mit der Führung eines zusammengelegten AHS- und BHS-Referats betraut. Außerdem werden die sogenannten „Item-Writer“ für die AHS ausgetauscht - das sind jene Personen (meiste Mathe-Lehrer), die die Maturaaufgaben erstellen. Darüber hinaus soll diese Gruppe sich künftig regelmäßig erneuern.
Dazu komme noch, dass die BHS-Aufgaben ein klareres Ziel haben, meinte Faßmann. „Sie orientieren sich an der berufspraktischen Realität.“ An den AHS trete diese dagegen in den Hintergrund. „Man hat sich auch nicht an den Hochschulen als Hauptabnehmer orientiert, sondern an der imaginierten und vielfältigen Lebensrealität eines reflektierenden Bürgers in der demokratischen Gesellschaft. Das ist zu allgemein.“ Die „Item-Writer“ hätten daher ihre eigenen Vorstellungen vom „richtigen“ Maturabeispiel umsetzen müssen. Dazu seien offenbar noch „gruppendynamische Prozesse“ gekommen: „Wer kann es noch gefinkelter machen?“
Maturakonzept wird überarbeitet
Als Reaktion wird daher eine Beratungsgruppe unter der Leitung des Mathematikers Michael Eichmair (Uni Wien) installiert. Das AHS-Maturakonzept soll überarbeitet und den Anforderungen der Hochschulen angepasst werden - „damit die ,Item-Writer‘ klarer wissen, was sie machen sollen“, so Faßmann. „Wir müssen auch über die Frage nachdenken, wie viel Technologieeinsatz es geben soll.“
Als weiteres Ziel nannte Faßmann die Angleichung der Grundlagenteile in BHS und AHS - wobei das aber nicht bedeute, dass in beiden Schultypen komplett die gleichen Aufgaben zur Matura kommen. Die meisten Änderungen würden sich bis zum nächsten Matura-Haupttermin 2021 ausgehen, betonte der Minister. „Was wir sicher nicht wollen, ist die Mathematik-Matura als Okkasion anzubieten. Es geht nicht um eine ,Verbilligung‘.“ Es müsse aber möglich sein, dass gute Schüler in Mathematik auch eine gute Matura-Note erreichen können.
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