Nach einem gelungenen Einstand steht das Corona-Sicherheitskonzept der Formel 1 in Spielberg gleich nochmals auf dem Prüfstand. Das Cluster- oder Blasen-Prinzip wird auch in Woche zwei beim Steiermark-Grand Prix angewendet und stößt mittlerweile auf großes Interesse auch bei anderen Weltsportverbänden.
Auch IOC-Exekutivdirektor Christophe Dubi hat bei Peter Bayer angeklopft. Der Österreicher ist seit drei Jahren als Generalsekretär beim Automobil-Weltverband (FIA) unter Präsident Jean Todt zuständig für Sport. Bayer war deshalb persönlich in die Gestaltung des Konzeptes für die Rückkehr der Formel 1 in Österreich involviert. „Man will wissen, wie alles hier funktioniert hat und was man davon zum Beispiel für die Spiele in Japan mitnehmen kann.“
Laut dem Vorarlberger, 2019 von der britischen „Autosport“ unter die wichtigsten 50 Motorsportmanager der Welt gereiht, gibt es einen Pool von Sportverbänden, die sich bezüglich Corona-Maßnahmen mit dem internationalen Automobil-Dachverband austauschen. Neben dem IOC auch die großen Fußballorganisationen FIFA und UEFA, die Rallye WM (WRC), aber auch der Motorradweltverband FIM.
Die MotoGP gastiert in einem Monat ebenfalls mit einer Doppelveranstaltung auf dem Red Bull Ring. Los geht es für die Zweirad-WM schon am 19. Juli in Spanien. „Man wird dabei davon profitieren, dass wir den Bann gebrochen haben“, ist Bayer überzeugt.
Bayer hat 2012 die Olympischen Jugendspiele in Innsbruck erfolgreich gemanagt und ist bei der seit 1904 existierenden „Federation Internationale de l‘Automobile“ zuständig für die Gesamtkoordination Sport. Formel-1-Rennchef Michael Masi rapportiert ebenso direkt an den Österreicher wie die Chefs aller anderen unter dem FIA-Dach laufenden Motorsport-Serien. Der in Paris ansässige Automobil-Dachverband legt die globalen Regeln für Motorsport fest. Bayer sorgt dafür, dass diese eingehalten werden.
Zweieinhalbmonatiger Vorlauf
Dass die Formel-1-WM in Österreich endlich starten konnte, benötigte einen gut zweieinhalbmonatigen Vorlauf. „Es war aber rasch klar, dass wir aufgrund der Entwicklung in Österreich und so, wie die Regierung und die Bevölkerung Covid-19 gemanagt haben, hier eine Option hätten.“ Zusammen mit Red-Bull-Sportchef Thomas Überall und dessen Team sowie eigenen Medizinern sei man rasch auf die Cluster-Idee gekommen. Bayer: „Der Pragmatismus und die Erfahrung der Leute hier in Österreich, bei Red Bull und der Spielberg-GmbH waren ausschlaggebend, dass wir jetzt hier sind.“
Auch Formel E, Rallye-WM, Touring- und Kartingsport sind nach dem Corona-Stopp laut Bayer mittlerweile bereit für eine Rückkehr auf die Sportbühne. „Insgesamt starten wir auf internationaler Ebene mit 60 bis 70 Prozent der geplanten Serien, die Championships bestreiten.“
Motorsport prädestiniert für Premiere?
Für Bayer ist Motorsport prädestiniert, als Erstes wieder in den Ring zu steigen. „Weil die Teams sehr gut organisiert sind, alles professionell abläuft und man im Motorsport mit klar geregelten Prozessen vertraut ist. Wir hoffen, dass wir einen großen Schritt auch für andere machen können.“
Motorsport ist für Bayer aber auch Unterhaltung. „Musik und Sport sind für mich zwei universelle Sprachen, sie bringen die Menschen zusammen. Und da wird uns der Motorsport sehr helfen, indem er Positivität zurückbringt.“
Riesen-Wirtschaftsfaktor
Man hat sich in der Automobilbranche aber auch mit kritischen Sichtweisen beschäftigt. „Was tun wir mehr, als schnell im Kreis zu fahren?“, lautete eine Frage. Bayers Antwort: „Motorsport ist ein Riesen-Wirtschaftsfaktor. Ein Business, an dem hunderttausend Jobs hängen. Das wissen auch die einzelnen Regierungen und politisch Verantwortlichen.“ Zudem nutze man die Popularität des Sports für Themen wie Straßensicherheit.
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