Pandemie in Brasilien
Corona-Leugner Jair Bolsonaro mit Virus infiziert
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Das bestätigte der Staatschef am Dienstag persönlich. Er hatte seit Beginn der Corona-Krise die Gefährlichkeit des SARS-CoV-2-Erregers stets herunterspielt. Nun kam ein Test, den Bolsonaro in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Brasilia gemacht hatte, positiv zurück. Zuletzt war bekannt geworden, dass der rechtsextreme Präsident an typischen Covid-19-Symptomen litt, wie etwa Gliederschmerzen und 38 Grad Fieber.
Am Montag trug er entgegen seiner Gewohnheit eine Maske und riet einem Anhänger, sich ihm nicht zu nähern. Der Präsident habe auch ein Lungenröntgen anfertigen lassen. Trotz seiner Diagnose sagte er gegenüber Journalisten: „Ich fühle mich vollkommen gut. Ich habe sogar Lust, spazieren zu gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun.“
Bolsonaro setzt auf umstrittenes Medikament
Genau wie sein US-amerikanischer Amtskollege Donald Trump setzt Bolsonaro bei der Behandlung seiner Covid-19-Erkrankung auf das umstrittene Hydroxychloroquin - obwohl die Wirksamkeit des Anti-Malaria-Mittels im Zusammenhang mit dem Coronavirus nie bewiesen wurde und Tests mit dem Medikament gestoppt wurden.
USA und Brasilien am stärksten betroffen
Brasilien ist neben den USA das derzeit am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land der Welt. Bisher infizierten sich 1,6 Millionen Menschen im größten Land Lateinamerikas nachweislich mit dem Coronavirus, 64.867 Patienten starben im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19.
Genesungswünsche mit heftiger Kritik
„Ich hoffe, dass sich der Präsident vom Coronavirus erholt, damit er Rechenschaft über seine Aktionen während der Pandemie ablegen kann“, schrieb der Politologe Maurício Santoro von der Universität Rio de Janeiro auf Twitter. „Die Zehntausenden Toten und ihre Angehörigen verdienen diese Geste des Respekts.“
Regierung spielte Gefahr stets herunter
Die brasilianische Regierung spielte die Pandemie von Anfang an herunter. Bolsonaro bezeichnete das Coronavirus immer wieder als „leichte Grippe“ und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen. Der rechte Staatschef fürchtete die wirtschaftlichen Schäden eines Lockdowns. Immer wieder zeigte er sich ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern.
Präsident besuchte kürzlich US-Botschaft
Erst am Wochenende war Bolsonaro - teilweise ohne Maske - unter vielen Menschen. Am Samstag hatte er sich gemeinsam mit mehreren Ministern und einem seiner Söhne zu einem Essen anlässlich des US-amerikanischen Unabhängigkeitstages mit Vertretern der US-Botschaft getroffen.
Bolsonaro weigerte sich in der Vergangenheit vehement, die Bevölkerung auf Corona-Schutzmaßnahmen einzuschwören, und wollte auch selbst keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, bis ihm ein Gericht das verpflichtende Tragen eines Gesichtsschutzes anordnete.
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