Im Prozess mit einer britischen Tageszeitung steht Johnny Depp gerade in London vor Gericht. In der für rund drei Wochen anberaumten Verhandlung will der Schauspieler beweisen, dass er seine Ex-Ehefrau Amber Heard nicht, wie von ihr behauptet und von Medien berichtet, misshandelt habe. Im Zuge dessen gestand der „Fluch der Karibik“-Star nun, seiner Tochter Lily-Rose im Alter von nur 13 Jahren Marihuana gegeben zu haben.
Ob sich Johnny Depp mit dieser Aussage wirklich einen Gefallen getan hat? In dem Prozess gegen die britische „Sun“ wollte der Schauspieler nun unterstreichen, dass er ein „verantwortungsvoller Elternteil“ sei. Das Beispiel, das er sich dafür jedoch ausgesucht hat, ist doch recht fragwürdig. Denn der 57-Jährige gestand, seiner Teenager-Tochter einst Drogen gegeben zu haben.
„Meine Tochter war 13 Jahre alt und wie wir alle wissen, wenn man mit elf, zwölf, 13 Jahren zu einer Highschool-Party geht, bieten dir Leute Alkohol an, weil sie mit zwölf und 13 trinken, Kokain nehmen, Marihuana rauchen, Ecstasy und viele, viele Drogen nehmen“, erläuterte der Schauspieler vor Gericht in London.
Nach einer dieser Partys sei Lily-Rose auf ihn zugekommen. Damals hätte ihr jemand einen Joint angeboten. „Sie war erst zwölf und sie sagte, sie wusste nicht, was sie tun sollte“, so der „Fluch der Karibik“-Star. „Ich sagte, ,Hör zu, Süße, wenn du bei einer Party einen Joint überreicht bekommst, dann nimmst du ihn und gibst ihn weiter. Bitte experimentiere nicht mit Drogen von Leuten, die du nicht kennst‘.“
Es ist eine Frage der Sicherheit, es ist ein Vater, der sich in einer solchen Situation um seine Tochter sorgt.
Johnny Depp
Gleichzeitig habe er seine heute 21-jährige Tochter aber auch aufgefordert, zu ihm zu kommen, wenn sie sich bereit für ihren ersten Joint fühle. „Es ist eine Frage der Sicherheit, es ist ein Vater, der sich in einer solchen Situation um seine Tochter sorgt“, zeigte sich Depp überzeugt. Er habe damit zu erreichen versucht, dass sie ihm vertraue. Und: „Ich wollte sicherstellen, dass alles perfekt ist, den Fernseher anmachen, den Kühlschrank mit Eis füllen und eine Umgebung schaffen, in der diese Erfahrung so angenehm wie möglich ist.“
Natürlich habe er diese Entscheidung auch mit seiner damaligen Lebenspartnerin und Mutter seiner Kinder, Vanessa Paradis, abgestimmt. „Ich wusste, dass mein eigenes Marihuana, das ich selbst rauche, vertrauenswürdig und von guter Qualität ist“, beteuerte Depp und erklärte dem Anwalt der Tageszeitung: „Wenn das in Ihren Augen falsch ist, respektiere ich Ihre Meinung. Aber ich habe eine Tochter erzogen und war ein verantwortungsvoller Elternteil.“
Depp will sich nicht „Ehefrauen-Schläger“ nennen lassen
In dem Verfahren geht es um einen Artikel der „Sun“ aus dem Jahr 2018, in dem Chefredakteur Dan Wootton Joanne K. Rowling dafür kritisiert, dass sie dem „Ehefrauen-Schläger“ Depp eine Rolle in der Filmreihe „Phantastische Tierwesen“ gegeben habe. Der Artikel bezieht sich auf eine Reihe von Heards Aussagen zu Depps gewalttätigem Verhalten.
Der 57-jährige „Fluch der Karibik“-Star weist die Vorwürfe vehement zurück. Er beschuldigte seine 34-jährige Ex-Frau, der „aggressive Teil“ in ihrer konfliktreichen Beziehung gewesen zu sein. Depp verklagte NGN und Wootton wegen Diffamierung; der Artikel habe seinem „persönlichen und beruflichen Ansehen“ schwer geschadet. In den USA hat er ein separates Verleumdungsverfahren gegen seine Ex-Frau angestrengt.
In einer dem Gericht vorgelegten Zeugenaussage bestritt Depp, in seinem Leben jemals Heard oder irgendeine andere Frau geschlagen zu haben. Die Ablehnung jeglicher Gewalt gegenüber Frauen sei ein „starker und zentraler Teil“ seines Moralkodex, weil er selbst als junger Mensch Zeuge häuslicher Gewalt geworden sei.
Handgreiflichkeiten seien von Heard ausgegangen
Depps Anwaltsteam hatte zuvor „Handgreiflichkeiten“ zwischen dem Paar eingeräumt, aber darauf bestanden, dass diese von Heard ausgegangen seien. Gelegentlich habe sich der Schauspieler gegen die Gewalttätigkeiten seiner Ehefrau verteidigen müssen, erklärte Anwalt David Sherborne. Er betonte, sein Mandant sei „kein Frauenschläger und war es auch nie“.
Depp attestierte seiner Ex-Frau, „berechnend“, „soziopathisch“ und „eine Narzisstin“ zu sein. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe ein Vorfall im Mai 2016. Er habe damals die Scheidung eingereicht, nachdem Heard oder eine ihrer Freundinnen „als Streich“ ins Ehebett defäkiert habe.
NGN-Anwältin Sasha Wass wies dagegen auf Depps langjährigen Drogenkonsum hin und zitierte Vorfälle aus seiner Vergangenheit wie etwa die Verwüstung eines New Yorker Hotelzimmers, die seinen Hang zu Jähzorn zeigen sollen.
Johnny Depp und Heard hatten sich 2011 während der Dreharbeiten zum Film „The Rum Diary“ kennengelernt und 2015 geheiratet. 2016 trennten sie sich wieder. Nach einem von einer Schlammschlacht begleiteten Scheidungsverfahren einigten sie sich schließlich 2017 außergerichtlich. Nun sahen sich die beiden vor dem Londoner Gericht wieder: Depp kam durch den Haupteingang, Heard durch die Hintertür.
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