„Wir haben kein Meer“

Van der Bellen: „Verständnis“ für Kroatien-Urlaub

Politik
08.07.2020 14:20

Der Traum von nicht wenigen Österreichern vom Sommerurlaub an einem Strand in Kroatien beschäftigt auch das Staatsoberhaupt: Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat trotz der Corona-Sorgen eine Lanze für jene Österreicher gebrochen, die ihren Sommerurlaub an der kroatischen Adria verbringen wollen. „Es kann ihnen genauso passieren in Tirol, in Kärnten und im schönen Salzburg, und wir haben kein Meer“, sagte Van der Bellen am Mittwoch nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Slowenien und Kroatien in Wien.

„Insofern habe ich volles Verständnis für Menschen, die Meer genießen wollen. Ich weiß, was das ist, und ich bin ein überzeugter Tiroler“, sagte Van der Bellen. „Wir sollten uns nicht in Panik versetzen lassen und in den eigenen vier Wänden verkriechen“, sagte der Bundespräsident mit Blick auf die Tatsache, dass die Corona-Daten in Kroatien „geradezu auffallend gut waren während der gesamten Krise“. Allerdings räumte er ein, dass möglicherweise auch Touristen in Kroatien einen neuen Infektionsherd auslösen könnten, „worauf dann zu reagieren sein wird“.

Alexander Van der Bellen (Bild: AP)
Alexander Van der Bellen

Milanovic verweist auf „Ausbleiben von Folgen“
Van der Bellen äußerte sich, nachdem der kroatische Präsident Zoran Milanovic von Journalisten auf Vorwürfe angesprochen wurde, dass die niedrigen Fallzahlen in seinem Land durch zu wenige Tests zustande gekommen seien. „Ich kann das nicht widerlegen“, räumte der Ex-Premier mit Blick auf die zuständige Regierung ein. Was man aber sehen könne, seien „das Ausbleiben von Folgen in unserer Testpolitik“, verwies er auf die weiterhin leeren Spitäler und niedrigen Todeszahlen. „Faktum ist, dass das gesamte epidemiologische Bild und die Morbidität in Kroatien sehr niedrig sind“, sagte er. „Im Vorjahr waren die Beatmungsgeräte mehr im Einsatz, als wir die Grippe hatten.“

Der seit Februar amtierende Milanovic hatte seinen ersten Auftritt beim traditionellen Jahrestreffen der Staatsoberhäupter Österreichs, Sloweniens und Kroatiens genützt, um offensiv um österreichische Urlauber zu werben. „Unsere Küste ist lang und nicht so dicht besiedelt. Wir haben wenig Bevölkerung dort. Es gibt keinen sichereren Ort für Urlaube zurzeit“, sagte der Präsident unter anderem zur Erheiterung seines slowenischen Amtskollegen Borut Pahor, dessen Land nur einen sehr kleinen Meereszugang rund um die Stadt Piran besitzt.

Der slowenische Präsident Borut Pahor, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der kroatische Präsident Zoran Milanovic (Bild: APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER)
Der slowenische Präsident Borut Pahor, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der kroatische Präsident Zoran Milanovic

Pahor ruft Bürger aller drei Staaten zum Einhalten der Corona-Regeln auf
Pahor hielt von Tourismuswerbung Abstand, rief aber die Bürger aller drei Staaten auf, sich an die Corona-Regeln zu halten. „Wenn sich die Slowenen, Österreicher und Kroaten an die Regeln der Behörden halten werden, dann werden sie damit am meisten dazu beitragen, dass die Grenzen offen bleiben können“, betonte der slowenische Präsident, der wie Milanovic ein ehemaliger sozialdemokratischer Regierungschef ist.

Slowenien hat Kroatien wegen der steigenden Infektionszahlen bereits von der „grünen Liste“ epidemiologisch sicherer Staaten gestrichen. Die Grenzen bleiben offen, und selbst im Fall einer Schließung will das Land den Transit etwa österreichischer Urlauber weiterhin ermöglichen. Milanovic berichtete, dass die Auslastung in Kroatien derzeit nur rund 30 Prozent des Rekordjahres 2019 erreiche. Selbst dies sei in großem Maße Touristen aus Slowenien, Österreich und Süddeutschland zu verdanken.

Jährliches Treffen der Staatsoberhäupter
Van der Bellen, Pahor und Milanovic waren am Dienstagabend zum bereits siebenten jährlichen Treffen der Staatsoberhäupter Österreichs, Sloweniens und Kroatiens zusammengekommen. Die drei Länder wechseln sich dabei in der Gastgeberrolle ab, kommendes Jahr wird Pahor das Treffen ausrichten. Das Format wurde nach dem EU-Beitritt Kroatiens im Jahr 2013 ins Leben gerufen. Im Vorjahr musste das Treffen in der kroatischen Hafenstadt Sibenik wegen der Ibiza-Krise von Mai auf September verschoben werden, kommendes Jahr soll es in Slowenien stattfinden.

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