Tschetschene getötet

Kadyrow sieht westliche Verschwörung

Österreich
09.07.2020 08:20

Nach tagelangem Schweigen hat der tschetschenische Regionalpräsident Ramsan Kadyrow in der Nacht auf Donnerstag eine Stellungnahme zur Ermordung des gebürtigen Tschetschenen Martin B. alias „Anzor aus Wien“ veröffentlicht. Er beklagte darin eine Instrumentalisierung tschetschenischer Exilblogger durch westliche Geheimdienste, die gegen Russland und ihn arbeiten würden.

„Ich habe gewartet und beobachtet, wie sich die Gerüchte rund um die Ereignisse in Wien entwickeln. In der Folge habe ich mich noch einmal von einer voreingenommenen Informationsmaschine überzeugen können. Sie hat die These einer Beteiligung von mir verbreitet, ohne dass es offizielle Erklärungen der (österreichischen, Anm.) Ermittlungsorgane geben würde“, schrieb er auf Russisch im Onlinedienst Telegram.

„Anzor aus Wien“, der im Februar in Frankreich ermordete Blogger „Alter Mansur“ und andere Blogger, die mit Pseudopatriotismus Geld verdienten, seien Opfer von gegen Russland sowie gegen ihn agierenden Geheimdiensten geworden. Letztgenannten würde missfallen, dass „er und seine treue Mannschaft“ die Kaukasusgrenze Russlands schützten.

Der Fingerzeig gegen Kadyrow auf der Reichsbrücke: 29 Videos lud das Mordopfer mit zwei Alias-Namen hoch. Meist drohte „Anzor aus Wien“ darin Tschetscheniens Diktator. (Bild: YouTube)
Der Fingerzeig gegen Kadyrow auf der Reichsbrücke: 29 Videos lud das Mordopfer mit zwei Alias-Namen hoch. Meist drohte „Anzor aus Wien“ darin Tschetscheniens Diktator.

Er habe bereits oft von den Manipulationsmethoden des Westens erzählt. Diese „Marionetten“ würden ihr Leben genau so beenden. „Sobald sich Menschenrechtsaktivisten ,Sorgen‘ um ein konkretes Menschenleben machen, geht dieses Leben bald zu Ende“, erläuterte Kadyrow.

Tschetschenische Tradition
Der Regionalpolitiker verwies auf eine tschetschenische Tradition, laut der man für Gesagtes zur Verantwortung gezogen werde. Doch aufgrund eines „Paradoxons“ sei es dazu gar nicht gekommen: „Bevor diese Hunde in Schande für jedes Wort zur Verantwortung gezogen werden können, werden sie von Mördern gerettet, die von (westlichen, Anm.) Geheimdiensten bezahlt werden“, formulierte er und spielte damit sichtlich auf Martin B. und seine traditionswidrigen Beschimpfungen, etwa von Kadyrows Mutter, an.

Zitat Icon

Werdet keine Marionetten, kümmert euch um eure Familien. Sonst erwartet euch ebenso dieses Schicksal. Beschuldigen wird man dann erneut Kadyrow und seine Mannschaft.

Ramsan Kadyrow

Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow (Bild: EPA)
Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow

Abschließend warnte der Politiker „vernünftige Menschen“ davor, sich in Geheimdienstprojekten als „Verbrauchsmaterial“ verwenden zu lassen. „Werdet keine Marionetten, kümmert euch um eure Familien. Sonst erwartet euch ebenso dieses Schicksal. Beschuldigen wird man dann erneut Kadyrow und seine Mannschaft.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt