Wiener Wissenschafter sind auf der Suche nach wohlschmeckenden Süßstoffen. Das ist gar nicht so einfach, denn vieles wird von den „Schleckermäulern“ nicht gern angenommen.
Die Liebe zu Süßem ist uns praktisch in die Wiege gelegt. Da bereits Muttermilch süß schmeckt, werden auch unsere Geschmacksnerven früh daran gewöhnt. Übermäßiger Konsum von gezuckerten Speisen und Getränken kann jedoch schwere gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen, etwa Übergewicht und Diabetes. Den süßen Geschmack nehmen wir über spezielle Rezeptoren (Andockstellen) wahr - derzeit ist ein Typ davon bekannt. Diese liegen hauptsächlich auf der Zunge, seit einigen Jahren weiß man aber, dass Süßrezeptoren auch im Verdauungstrakt und auf Fettzellen vorkommen. Wer auf Mehlspeisen und Naschereien gar nicht verzichten kann, dem bieten sich als Alternative Süßungsmittel an. Jedoch unterscheiden sich diese von der klassischen Zuckersüße. Manche haben einen bitteren oder metallischen Nebengeschmack. Außerdem wirken sie anders auf den Stoffwechsel.
Ob und wie ein Süßungsmittel beispielsweise eine Insulinausschüttung bewirken kann, ist noch nicht abschließend geklärt. „Neueste Studien haben aber gezeigt, dass es zu einer verringerten Insulinempfindlichkeit kommt, wenn etwa Sucralose (ein Süßstoff, der etwa 600-mal süßer schmeckt als Kristallzucker) und Kohlenhydrate gemeinsam konsumiert werden“, erklärt Dipl. Ernährungswissenschafterin Dr. Barbara Lieder vom Institut für Physiologische Chemie an der Uni Wien, Leiterin des Christian Doppler Labors für Geschmacksforschung. „Wissenschaftlich geht es bei den Untersuchungen darum, herauszufinden, wie Süßungsmittel mit den Rezeptoren im Körper reagieren. Die Ergebnisse könnten dabei helfen, Süßstoffe zu finden, die den Menschen schmecken und von denen man weiß, wie genau sie im Körper wirken.
Getestet wurden im ersten Schritt 35 bekannte und zugelassene Süßungsmittel. Eines der neuesten auf dem Markt ist Stevia. Aufgrund des natürlichen Ursprungs hatte es bei der Einführung ein besonders gutes Image und fand sich in Joghurts, Getränken und sogar einer eigenen Coca-Cola-Variante. Mittlerweile sind fast alle wieder aus den Regalen verschwunden. Warum? Barbara Lieder: “Die Konsumenten scheinen vom Geschmack und der eingeschränkten Kalorienersparnis - der Zucker kann nämlich nur teilweise mit Stevia ersetzt werden - nicht überzeugt zu sein."
Karin Rohrer-Schausberger, Kronen Zeitung
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