Weil sie laut US-Vorwürfen für die chinesische Regierung spionieren soll, gerät die vor allem bei Jugendlichen beliebte Kurzvideo-App TikTok im Handelskrieg der beiden Großmächte zwischen die Fronten. Jetzt droht der Anwendung die „TikTokalypse“ - das Verbot der App in den USA. Leidtragende wären die Millionen Fans.
Kinder und Jugendliche nutzen TikTok seit Jahren, um Freunden lustige Karaoke-Clips und andere unkonventionelle Kurzvideos zu schicken. So weit, so harmlos. Doch die Spaß-App hat nach Ansicht von Datenschützern und US-Regulatoren noch eine andere, nicht so unterhaltsame Seite.
Sie befürchten, dass sie - wie etwa auch beim chinesischen Telekom-Riesen Huawei - als verlängerter Arm der Regierung in Peking genutzt wird, um oppositionelle Meinungen zu unterdrücken und Nutzer in Übersee auszuspionieren.
Anonymous: „Löscht TikTok jetzt!“
Erst Anfang Juli rief das Hacker-Kollektiv Anonymous nach dem Fund von Sicherheitslücken und Privatsphäre-Problemen im Programmcode der App daher dazu auf: „Löscht TikTok jetzt!“ Die Anwendung sei im Wesentlichen von der chinesischen Regierung betriebener Schadcode, mit dem eine riesige Spionageoperation betrieben werde.
In Indien folgte das gesetzliche Verbot von 58 chinesischen Smartphone-Apps, darunter auch TikTok. In den USA prüft man nun ähnliche Schritte. „Es ist etwas, das wir uns anschauen“, sagte US-Außenminister Mike Pompeo diese Woche gegenüber dem Sender Fox.
Verbot wäre für Fans „TikTokalypse“
CNBC spricht gar schon von der „TikTokalypse“, also dem Untergang der App - zumindest in den USA. Tatsächlich scheint angesichts des drohenden Aus für viele Nutzer eine Welt unterzugehen: „TikTok ist buchstäblich mein Leben“, zitierte der Sender einen besorgten Nutzer. Ein anderer ließ wissen: „Das kann ich nicht akzeptieren!“ So wie ihnen dürfte es Abertausenden gehen: Laut SensorTower wurde die App allein im Vorjahr in den USA 46 Millionen Mal heruntergeladen. In Österreich ist die App bei Jugendlichen bereits ähnlich beliebt wie Facebook.
TikTok-Betreiber ByteDance weist alle Vorwürfe zurück und beteuert, die Nutzerdaten in anderen Ländern separat zu speichern und nicht mit der chinesischen Regierung zu teilen. Man halte sich zudem an die lokalen Gesetze und jeweiligen Datenschutzrichtlinien.
Zensierte Version für China und jetzt auch Hongkong
In der Tat hat der Konzern mit der App Douyin ein eigens für den Heimatmarkt entwickeltes TikTok-Pendant am Start, das spezielle Wünsche der Regierung in Peking berücksichtigt - neuerdings auch in Hongkong, von wo sich TikTok nach Inkrafttreten des umstrittenen neuen Sicherheitsgesetzes zurückzog und der zensierten Variante das Feld überließ.
Die Skepsis in den USA bleibt - nicht zuletzt angesichts der Präsidentschaftswahl 2020, in deren Vorfeld nach den Geschehnissen 2016 die Angst umgeht, ausländische Regierungen könnten mithilfe sozialer Medien Stimmung machen. Hauptschuldiger im großen Cambridge-Analytica-Skandal war allerdings ein soziales Netzwerk aus den USA: Facebook.
Ist TikTok ein Spionage-Tool der chinesischen Regierung? Das auch hierzulande beliebte soziale Video-Netzwerk aus China ist mit schweren Vorwürfen konfrontiert. In unserem Special fassen wir die wichtigsten Vorwürfe zusammen, nehmen die aktuellsten Zahlen und Fakten zu TikTok unter die Lupe und fragen eine Expertin, was den Reiz an TikTok ausmacht.
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