Bestellungen offen

Wo sind Millionen von Schutzmasken?

Österreich
10.07.2020 06:02

Österreich bestellte Schutzmasken und Beatmungsgeräte. Doch ein großer Teil ist noch ausständig. Kritiker sehen ein Organisationschaos.

Im März nahm die Corona-Krise ihren unaufhaltsamen Lauf und sorgte für ein globales Wettrennen um Schutzgeräte. Auch Österreich gab sich alle Mühe. Mit beschränktem Erfolg: Laut aktuellen Zahlen sind 85 Millionen an bestellten Schutzmasken ausständig (FFP2 und OP).

(Bild: AFP)

Dabei sollten sie laut Vertrag seit Mai in Österreich sein. Von 685 georderten Beatmungsgeräten seien ganze 60 geliefert worden. Das sind Zahlen, die vom Gesundheitsministerium via Rotem Kreuz überliefert wurden. Jedoch: „Wir können das so nicht bestätigen“, heißt es auf Nachfrage aus dem Kabinett von Rudolf Anschober.

(Bild: APA/Jakob Gruber)

Etwa die Hälfte der Beatmungsgeräte sei geliefert - der Rest ist noch ausständig. „Und die 85 Millionen fehlenden Masken müssen ein Irrtum sein“, sagt auch ein Rotkreuz-Sprecher. „Es fehlen etwa zehn Millionen.“

Viel Ungewissheit in gefährlichen Zeiten
So viel ist sicher: Es fehlt noch vieles. Und die Republik lagerte die Bestellungen aus. Bezahlt wird vom Wirtschaftsministerium, die Organisation übernimmt das Gesundheitsministerium, das Rote Kreuz nimmt Wünsche der Länder etc. entgegen und checkt die Beschaffung. Viel Verwirrung in kranken Zeiten.

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker: „Das zeigt, dass die Regierung in der Krise ihre Verantwortung an alle möglichen Stellen ausgelagert hat, um ja nicht selbst schuld zu sein, wenn etwas schiefläuft.“ Beim Roten Kreuz kann man die Aufregung nicht verstehen. Es gebe gültige Verträge, auch wenn es bei Lieferverzug keine Regressansprüche gebe. „Wir können stolz darauf sein, dass wir alles so hinbekommen haben. Das haben nicht viele in Europa geschafft“, heißt es weiter.

Gerald Loacker (NEOS) (Bild: APA/Dietmar Stiplovsek)
Gerald Loacker (NEOS)

Dringend benötigtes Material erst im September verfügbar
Wie dem auch sei. Demnächst übernimmt die Bundesbeschaffungsagentur den Beschaffungsjob. Was ja in der Natur ihrer Sache läge. Warum das nicht gleich geschah? In der Not, heißt es, habe man das Rote Kreuz beauftragt. Ob die Not nun gelindert wird, die Lieferungen also demnächst eintrudeln, ist ungewiss. Laut „Krone“-Infos aus der Ärztekammer werde dringend benötigtes Material erst nach September da sein. Da könnte eine zweite Welle schon Konturen annehmen, wie manche Experten fürchten.

Erich Vogl, Kronen Zeitung/krone.at

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