Der untergetauchte Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll die FPÖ mit Informationen aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) versorgt haben. Damit habe der wegen Betrugs und Bilanzfälschung international gesuchte Verdächtige mutmaßlich dazu beigetragen, dass es zu den umstrittenen Hausdurchsuchungen im BVT kam, berichtet die „Presse“. Ein gewisser Florian S., der ein alter Freund von Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus gewesen sein soll, habe diesen mit Infos gefüttert, die er laut Chat-Protokollen von einem „Jan“ erhalten habe. Die Partei weist alle Vorwürfe zurück.
Der Österreicher Marsalek kündigte zwar an, sich in München vernehmen lassen zu wollen, doch nun fehlt von dem Ex-Manager jede Spur. Ihm wird vorgeworfen, im Wirecard-Skandal beinahe zwei Milliarden Euro „erfunden“ zu haben.
Verdächtige Chats im Zuge der Ibiza-Affäre aufgeflogen
Die FPÖ dementierte die von der „Presse“ aufgebrachte Verbindung zwischen Marsalek und der Partei. Die Zeitung berichtete, durch Recherchen in der Ibiza-Affäre sei man auf dem Handy von Gudenus auf Chats zwischen ihm und Florian S. gestoßen. In den Chat-Protokollen sei mehrfach von „Jan“ die Rede gewesen, der das Insider-Wissen zur Verfügung gestellt habe. „Presse“-Recherchen würden nun zeigen, dass es sich eben um Jan Marsalek handle. Marsaleks Informationen hätten das Misstrauen der FPÖ gegenüber der ÖVP geschürt und schließlich auch zur Hausdurchsuchung im BVT maßgeblich beigetragen.
Hofer streitet Bekanntschaft zu Marsalek ab
Parteichef Norbert Hofer erklärte dazu am Donnerstagabend in der „ZiB 2“, dass er Marsalek nicht kenne. Und ein Mitarbeiter des früheren Innenministers Herbert Kickl habe ihm versichert, dass es auch dort keinen Kontakt mit dem Mann gegeben habe. Kickl selbst habe er vorerst nicht erreicht, erläuterte Hofer.
Gudenus: Infos für Politiker „das Normalste der Welt“
Gudenus erklärte dazu gegenüber der „Presse“: „Als Politiker habe ich ständig Informationen aus etlichen Bereichen bekommen - es ist das Normalste der Welt. Dass es eine Gegenleistung gab, kann ich ausschließen.“ Und: „Manchmal habe ich die Informationen weitergeleitet, manchmal nicht. Wie man diese bewertet, steht auf einem anderen Blatt Papier.“
SPÖ: Druck auf Kurz wächst auch
Die SPÖ-Abgeordnete Ruth Becher sagte in einer Aussendung, damit „richtet sich das Scheinwerferlicht in dem Milliardenskandal auf die FPÖ“. Ihrer Ansicht nach erhöhen die Erkenntnisse aber auch den Druck auf Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), sich zu erklären. Sie erinnerte daran, dass sie bereits vor zwei Wochen eine parlamentarische Anfrage an Kurz gerichtet habe. Becher sprach von einem Naheverhältnis zwischen Kurz und dem Wirecard-Chef Markus Braun, der sich in Deutschland verantworten muss, und von einer Spende Brauns von 70.000 Euro an die ÖVP.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.