Es gibt keine vernünftige Alternative zum Optimismus - mit dieser Karl Popper zugeschrieben Aussage im Kopf ließ Intendant Holger Bleck trotz Corona nicht davon ab, den diesjährigen Carinthischen Sommer zu planen. Heute, Freitag, wurde das Festival eröffnet: „feuertrunken“ in der Ossiacher See Halle in Steindorf.
„Ich bin glücklich, dass es uns gelungen ist, von den ursprünglich 24 Konzerten zwölf zu realisieren“, so Intendant Holger Bleck zur Eröffnung des Carinthischen Sommers am Freitagabend in der Ossaicher See Halle in Steindorf. Auch das wegen der Corona-Maßnahmen gekürzte Programm mache Schwerpunkte sichtbar; neben „Kärnten und Slowenien 2020“ beispielsweise den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens.
Mit dessen 1. Sinfonie eröffneten das Wiener Jeunesse Orchester unter Christoph Ehrenfellner und Percussionist Martin Grubinger den diesjährigen Carinthischen Sommer.
„Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum.“ So schreibt Friedrich Schiller in der ersten Strophe seiner „Ode an die Freude“, die Beethoven vertont hat. Und die Musik steht als Europahymne - ohne Text - sogar für das Feuer der europäoischen Idee.
Über das Festival-Motto „feuertrunken“, ein Wort, das wir aus Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ kennen, und zu dem jede starke Assoziationen hat, philosophierte Konrad Paul Liessmann: „Das Feuer kann die lodernde Flamme der Leidenschaft oder der Freiheit sein, es ist die innere Glut, die Begeisterung, der Enthusiasmus, der uns antreibt, die Welt zu verbessern und der Humanität zum Durchbruch zu verhelfen, es ist ein züngelndes, ekstatisches Knistern, das unsere innere Bewegtheit markiert, es ist die wärmende Kraft, die wir der Kälte einer nüchternen Welt entgegensetzen, es ist das prometheische Feuer des Trotzes, des Widerstandes, der Rebellion.“ Die Gewalt des Feuers könne aber gebrannte Kinder zurücklassen.
„Auch wenn es uns heute fast despektierlich erscheinen mag: Schillers ,Ode an die Freude’ war ein emphatisches Trinklied, Schillers Spitzname war nicht umsonst ,Trinker’ gewesen.“ Doch Schiller habe aus dieser feuertrunkenen Berauschung ein Menschheitsprogramm entfaltet, das weiß, dass in dieser Freude eine umfassende Humanität liegen kann.
Beethoven, der unter dem Neoabsolutismus der Metternich-Ära litt, sei fasziniert gewesen von der subversiven Kraft der von Schiller beschrieben Lust aufs Leben. „Gerade die moderne Verbotsgesellschaft, die im Namen der Moral und politischen Korrektheit alles untersagen möchte, was in einem existenziellen Sinn Freude bereitet und nicht nur Ausdruck einer normierten Unterhaltungs- und Spaßgesellschaft ist, weiß davon ein Lied zu singen“, so der aus Villach stammende Philosoph.
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