Zementfabrik in Libyen

Marsalek soll 20 Mio. Euro an Deal verdient haben

Österreich
13.07.2020 18:21

Er soll Informant der FPÖ gewesen, über ausgezeichnete Kontakte zum russischen Militär und Geheimdiensten verfügt und diese auch für sich genutzt haben. Tag für Tag erscheinen neue brisante und abenteuerliche Details aus dem mutmaßlichen Doppelleben des international gesuchten Wirecard-Vorstands Jan Marsalek. Wie berichtet soll der untergetauchte Österreicher die Absicht gehabt haben, in Libyen eine Miliz aufzubauen. Dies ging über eine „Absichtserklärung“ des Verteidigungsministeriums in Wien aber nicht hinaus. Profit dürfte Marsalek allerdings aus einem Deal mit einer Zementfabrik in Libyen geschlagen haben. Von 20 Millionen Euro ist da die Rede.

Wie die „Financial Times“ (FT) berichtet, handelte es sich bei den 20 Millionen Euro um einen Schuldenerlass, den „der österreichische Staat“, also die auf Außenhandelsfinanzierungen spezialisierte Oesterreichische Kontrollbank (OeKB), im Jahr 2017 als Darlehen für die Libyan Cement Company gewährt habe. Das Geld sei an den Österreicher Marsalek ausgezahlt worden, geht laut der Zeitung aus Unterlagen der Münchner Beratungsfirma Wieselhuber & Partner hervor, die für das Baustoffunternehmen Asamer gearbeitet habe. Dem Unternehmen soll die LCC bis 2015 gehört haben.

Die Libyan Cement Company unterhält unter anderem in Bengasi ein Werk. (Bild: Libyan Cement Company)
Die Libyan Cement Company unterhält unter anderem in Bengasi ein Werk.

Kontrollbank: Keine Zahlung an Marsalek
Die Kontrollbank dementierte den FT-Bericht. Der Republik würden keine Dokumente vorliegen, die einen Antrag Marsaleks auf einen Schuldverzicht der Republik gegenüber LCC dokumentieren, hieß es in einem Statement gegenüber der APA. Das Gleiche gelte für Dokumente, die eine Auszahlung dieses Betrages an Marsalek unterstellen würden. Zu näheren Details könne man unter anderem wegen des Bankgeheimnisses nicht Stellung nehmen.

Betonierarbeiten in der Stadt El Gubba im Jahr 2013 (Bild: AFP)
Betonierarbeiten in der Stadt El Gubba im Jahr 2013

Laut „FT“ soll Marsalek wiederholt angegeben haben, an einer Zementfabrik, auf der 2017 russische Söldner stationiert waren, beteiligt gewesen zu sein. Dabei soll es sich um die Libyan Cement Company (LCC) im Osten des Landes gehandelt haben. Für Minenräumaktionen in diesen Industrieanlagen sei die russische RSB-Group, eine private Militärfirma, unter Vertrag genommen worden. Ein RSB-Sprecher erklärte, man wisse nichts über Marsalek und habe nur mit dem Direktor der LCC Kontakt.

Marsalek, der große Unbekannte
Seitens Asamer betonte man: „Die Geschäftstätigkeiten in Libyen wurden von der Asamer Holding AG (Rechtsnachfolgerin QuadraCir AG) betrieben und stehen in keinem Zusammenhang mit der Asamer Baustoffe AG.“ 2014 gab es eine Restrukturierung bei Asamer - die Gruppe stand vor der Pleite, wurde filetiert und mithilfe von Banken saniert. Im Zuge der Neuformierung wurde die Asamer Baustoffe AG (ABAG-Gruppe) gegründet, die ihren Sitz im oberösterreichischen Ohlsdorf hat. Alle gewinnbringenden Teile wurden darin zusammengefasst, die anderen Unternehmen inklusive Libyen-Geschäft gingen an die QuadraCir. Auch hier konnte man mit dem Namen Jan Marsalek nichts anfangen.

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