Im nahezu letzten Moment hat am Montag im Wiener Bezirk Ottakring eine Katastrophe verhindert werden können. Der Mieter einer Wohnung, der vor der Delogierung stand, steht im dringenden Verdacht, eine Gasleitung in den Räumlichkeiten manipuliert zu haben, um so eine Explosion herbeizuführen. Verdächtiger Gasgeruch in der Wohnung ließ die Anwesenden gerade noch rechtzeitig ins Freie flüchten. Ein Großeinsatz war die Folge. Der Tatverdächtige befindet sich auf der Flucht.
Gegen 8.15 Uhr sollte die Delogierung des 61 Jahre alten polnischen Staatsbürgers in der Degengasse vollzogen werden. Dieser war seit April des Vorjahres die Miete schuldig geblieben. Als sich der Schlosser im Beisein des Gerichtsvollziehers und zweier weiterer Anwesender - ein Vertreter des Hausbesitzers sowie ein Zeuge - Zutritt zur Wohnung im zweiten Stock verschaffte, wurde in den Räumen der verdächtige Gasgeruch bemerkt.
„Nahe der Explosionsschwelle“
Sofort flüchteten die Personen ins Freie und verständigten die Einsatzkräfte. In der Folge sollten die Helfer der Wiener Berufsfeuerwehr tatsächlich eine weit überhöhte Gaskonzentration in der Wohnung feststellen. „Die Gaskonzentration in der Luft dürfte bereits an oder nahe der Explosionsschwelle gewesen sein. Beamte der Berufsfeuerwehr Wien sowie der Wiener Netze konnten die Gefahr einer möglichen Gasexplosion durch Schließen der Gasleitung abwenden“, berichtete Polizeisprecher Paul Eidenberger am Dienstag.
Die Räumlichkeiten wurden in der Folge belüftet und eine weitere Bewohnerin des Hauses in Sicherheit gebracht.
„Beschädigungen an Gaszuleitung“
Die Kriminalpolizei übernahm in der Folge die Ermittlungen vor Ort. Beamte konnten bei der Nachschau „offensichtliche Beschädigungen bei einer Gaszuleitung festgestellt, die durch Werkzeugeinwirkung entstanden sein dürften“, so Eidenberger weiter. Dringend tatverdächtig: der 61 Jahre alte Wohnungsmieter, der offenbar eine Explosion im Zuge der Wohnungsöffnung im Sinn hatte und den Tod von Menschenleben billigend in Kauf nahm. Der Tatverdächtige selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits geflüchtet, von ihm fehlt bislang jede Spur. Die Suche nach ihm läuft auf Hochtouren. Ermittelt wird wegen mehrfachen Mordversuchs.
Ähnlicher Vorfall vor drei Jahren
„In diesem Falle wären erfahrungsgemäß etliche Menschenleben in Gefahr und erhebliche Sachbeschädigungen zu erwarten gewesen“, so der Polizeisprecher. Vor drei Jahren war es etwa in der Hernalser Hauptstraße zu einem vergleichbaren Großeinsatz gekommen.
Der damals 55 Jahre alte Mieter einer Wohnung hatte absichtlich eine Gasexplosion herbeigeführt. Ein Hausverwalter kam dabei ums Leben. Vier Menschen - unter ihnen ein Baby - wurden schwer, neun weitere leicht verletzt. Das Gebäude stürzte sogar teilweise ein. Der Mieter wurde rund ein Jahr später wegen Mordes, 23-fachen Mordversuchs und gefährlicher Drohung schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Explosion war laut Richterin ein „Akt der Selbstjustiz“.
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