Beinahe-Katastrophe bei der Delogierung einer Wohnung in Wien-Ottakring: Vor der angekündigten Amtshandlung soll der betroffene Mieter die Gasleitung manipuliert haben, ehe er verschwand. Dass das Haus nicht in die Luft flog, ist einem Schlosser zu verdanken, der instinktiv die richtige Entscheidung traf (siehe Video-Interview).
Pünktlich um 8 Uhr Montagfrüh rückte der Gerichtsvollzieher in Begleitung der Hausverwalterin sowie des Schlossers Andreas Eisner - wie berichtet - in der Degengasse an. „Ich hörte ein Rauschen in der Wohnung, dachte, der Mann würde duschen“, so Eisner zur „Krone“. Doch die Zeit verstrich, das Rauschen ging munter weiter, und niemand reagierte auf das Klopfen.
Entscheidung über Leben und Tod
Also musste die Tür von einem Profi geöffnet werden. Und genau in diesem Moment fiel eine Entscheidung über Leben und Tod! Der Schlosser griff nicht zur Flex, sondern wählte eine funkenfreie Methode, um in die Wohnung zu gelangen. „Das war in diesem Fall zum Glück möglich“, so der 30-Jährige. Die Story wäre sonst tragisch ausgegangen. Denn besagtes Rauschen kam nicht aus dem Duschkopf, sondern aus der Gasleitung, die im Vorfeld vorsätzlich manipuliert worden sein dürfte.
Ich habe zum Glück eine funkenfreie Methode zum Öffnen der Tür gewählt. Und zwar auch nur deshalb, weil es in diesem Fall möglich war.
Schlossermeister Andreas Eisner
„Laufts! Gas!“
Als der Gerichtsvollzieher die Wohnung betrat, prallte er zurück: „Laufts! Gas!“, schrie der Beamte - alle anwesenden Personen flüchteten aus dem Stiegenhaus und schlugen Alarm. Zu dem Zeitpunkt befanden sich noch acht Bewohner in dem Gebäude, die Einsatzkräfte rückten an.
Gesucht wegen Mordversuch
Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Polen, der zehn Jahre in der Wohnung lebte, aber längst keine Miete mehr zahlte. Er ist seitdem verschollen. Nach dem 61-Jährigen, der in der Vergangenheit regelmäßig durch Alkohol-Exzesse aufgefallen war, wird nun wegen Mordversuchs gefahndet. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Unheimliche Serie an Gas-Explosionen
Dass die Sache in Ottakring so glimpflich ausgegangen ist, war einem Zufall zu verdanken. Doch in den vergangenen Jahren kam es in Zusammenhang mit manipulierten Gasleitungen mehrfach zu Tragödien mit zahlreichen Todesopfern.
Auch im aktuellen Fall wurde ein Rohr geöffnet und verbogen, sodass Gas in großen Mengen ausströmen konnte.
Ermittler sehen Parallelen zu früheren Fällen.
Oliver Papacek, Kronen Zeitung
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