Wirecard-Skandal
Jan Marsalek: Filmreife Flucht und offene Fragen
Der Österreicher Jan Marsalek ist zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Er soll ein betrügerisches System beim einstigen deutschen Börsenriesen Wirecard aufgebaut und Millionen abgezweigt haben. Die Suche könnte sich langwierig gestalten. Der 40-jährige Verdächtige ist clever und hat falsche Spuren gelegt.
Es riecht streng nach Blockbuster. Ein wenig nach „Catch me if you can“, mit Leonardo DiCaprio in der Rolle eines genialen Betrügers. Eine reale Geschichte, so wie diese hier. Ein Mann auf der Flucht.
Falsche Fährte auf den Philippinen?
Jan Marsalek, 40-jähriger Wiener, soll in Diensten des gestürzten Riesen Wirecard milliardenschwere Lügenkonstrukte mit aufgebaut haben, gilt als charismatischer Partytiger und laut Ermittlern als grandioser Hochstapler. Er soll unter anderem Geheimdienstinfos an die FPÖ geliefert und Abzocke in großem Stil betrieben haben. Im Gegensatz zu seinem ehemaligen Chef Markus Braun (auch ein Österreicher im deutschen Konzern), hat sich Marsalek abgesetzt - auf die Philippinen, wurde vermutet (stellte sich als falsch heraus).
Zurück bleiben viele Fragen. Bekannte beschreiben ihn als abgezockt. Und abgezockt soll er ordentlich haben. Ein dreistelliges Millionenvermögen. Über Schachtelkonstrukte und eine Briefkastenfirma auf Mauritius. Es fehlt der Beweis, so wie jede Spur von Marsalek, dem unter anderem Marktmanipulation und Untreue vorgeworfen werden.
Ex-Kripo-Chef Edelbacher: „Manche erwischt man nie“
Wie wird man seiner habhaft? Die „Krone“ fragte einen Experten. Ex-Kripo-Chef Max Edelbacher. Er hatte nicht nur mit dem berüchtigten Serienkiller Jack Unterweger, sondern auch mit Untergetauchten wie Udo Proksch zu tun. „Der bekam irgendwann Heimweh. Dann haben wir ihn geschnappt. So geht es vielen.“ Oft verschwinden die Leute in Südostasien oder Südamerika. „Überall, wo Korruption groß und das Interesse an Verfolgung nicht so groß ist“, sagt Edelbacher. „Manche erwischt man nie. Aber heute haben Ermittler bessere Techniken.“
Erich Vogl, Kronen Zeitung
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