Normalerweise locken Liebesschwindler ihren Opfern in sozialen Netzwerken mit süßen Worten ihr Geld heraus. Wie nun bekannt wurde, lockt manch einer seine Opfer aber auch in ganz reale Fallen: Eine 46-jährige US-Amerikanerin, die ihre vermeintlich große Liebe in Nigeria besuchen wollte, wurde dort mehr als ein Jahr lang gegen ihren Willen in einem Hotelzimmer festgehalten und verlor Zehntausende Dollar.
Das berichtet die britische BBC unter Berufung auf die Polizei in der nigerianischen Großstadt Lagos. Sie hatte nach einem anonymen Tipp eines besorgten Bürgers die Amerikanerin aus einem Hotelzimmer befreit, in dem sie von ihrem falschen Lover gut 16 Monate lang festgehalten wurde.
Was war passiert? Die Beamtin im Ruhestand hatte auf Facebook einen Mann kennengelernt und sich in ihn verliebt. Im Februar 2019 reiste die 46-Jährige nach Nigeria, um ihren vermeintlichen Traumprinzen zu treffen. Drei Monate später wurde bereits geheiratet.
Amerikanerin wurde in Hotel festgehalten
Doch die Liebe des Mannes war geheuchelt: Laut Polizei hielt er die Amerikanerin seit mehr als einem Jahr gegen ihren Willen in einem Hotelzimmer gefangen. Er verschaffte sich Zugriff auf ihr Vermögen und soll ihr in Summe 48.000 US-Dollar abgenommen haben. Außerdem missbrauchte der Mann die Identität der Frau für weitere Betrügereien im Internet.
Der 34-jährige Chuckwuebuka Obiaku, der die Frau festgehalten haben soll, wurde verhaftet und soll nun wegen Cyberkriminalität angeklagt werden. Erst im letzten Monat hatte die nigerianische Polizei mit einem ähnlichen Fall zu tun: Damals retteten Polizisten eine Bürgerin der Philippinen, die seit sechs Monaten von ihrem angeblichen Lover festgehalten wurde.
Hotspot der Liebesschwindler in Afrika
Nigeria gilt als Hotspot der Cyberkriminalität in Afrika. Die prekäre wirtschaftliche Situation, die Amtssprache Englisch und die vergleichsweise gute Internetanbindung sorgen dafür, dass viele junge Nigerianer sich an Online-Betrügereien im Ausland versuchen. Meist bleibt der Kontakt rein virtuell: Mit süßen Worten machen sie ihre Opfer gefügig, anschließend versuchen sie, diese zu Geldüberweisungen zu bewegen - mal wegen eines angeblichen medizinischen Notfalls, mal um ein nicht existentes Vermögen außer Landes zu schaffen oder eine Flugreise anzutreten.
Auch in Österreich fallen immer wieder Menschen auf diese im IT-Security-Jargon „Love Scam“ genannten Betrügereien herein. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass eine Frau in Tirol über 10.000 Euro an einen als angeblicher „US-General“ auftretenden Liebesschwindler überwies. Ähnliche Fälle wurden hierzulande zuletzt immer öfter bekannt: Eine Oberösterreicherin verlor auf diesem Weg 6000, eine Steirerin gar 40.000 Euro.
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