In Kenia gerettet
12-Jährige binnen eines Monats zweimal verheiratet
Ein erst zwölf Jahre altes Mädchen ist in Kenia vor einem traurigen Schicksal bewahrt worden: Sie war innerhalb eines Monats mit gleich zwei Männern verheiratet worden. Der Vater des Mädchens zwang sie zunächst, einen 51-jährigen Mann zu ehelichen. Das Mädchen flüchtete nach zwei Wochen und heiratete dann einen 35-Jährigen, bevor sie von einem Aktivisten für Kinderrechte und Regierungsbeamten gerettet wurde.
„Ich kannte ihn vorher nicht und ich liebte ihn nicht. Ich sagte meiner Familie, dass ich den Mann nicht wolle, aber mein Vater sagte, der Mann könne uns ernähren und ich würde ihn heiraten“, wird die Zwölfjährige, die Ärztin werden möchte, in der kenianischen Tageszeitung „The Standard“ zitiert. Ein Aktivist für Kinderrechte sagte, er sei in einer Region westlich der Hauptstadt Nairobi über das Mädchen informiert worden, als er gerade dabei war, ein anderes Opfer von Kinderehe zu retten. In Kenia ist es ein Verbrechen, jemanden zu heiraten, der jünger als 18 Jahre ist.
Corona-Pandemie lässt Zahl der Kinderehen steigen
Armut und die Schließung von Schulen aufgrund der Coronavirus-Pandemie hätten eine Rolle bei der jüngsten Zunahme von Fällen von Kinderehen gespielt, merkt dazu Joshua Kaputah von der Narok County Peace Association gegenüber der BBC an. Allein in der Region soll es 26 Fälle von Kinderehen in den letzten drei Monaten gegeben haben. „Einige Familien haben Hunger und die Aussicht, zwei oder drei Kühe als Mitgift zu erhalten, ist sehr verlockend“, so der Aktivist, der das Mädchen befreite.
Ihr Vater habe ihr gesagt, sie sei zu alt für die Schule. „Unser Vater hatte meine beiden älteren Schwestern gewaltsam verheiratet und ich war die einzige, die noch übrig war. Als die Schulen geschlossen waren, wollte er mich verheiraten“, sagte sie. Ihre Bitte, die Schule abschließen zu dürfen, stieß auf taube Ohren. „Mädchen werden geboren, damit die Menschen essen können: ,Ich möchte nur meine Mitgift holen‘“, erinnert sie sich an die Worte ihres Vaters.
Nach Protest von Cousins zusammengeschlagen
„The Standard“ zufolge habe das Mädchen, nachdem der erste Bräutigam vier Kühe als Mitgift angeboten hatte, gegen die Heirat protestiert, sei dann aber von ihren männlichen Cousins zusammengeschlagen worden. „Ich bin geflohen und da ich aus Angst vor Rüge nicht zum Haus meines Vaters zurückkehren konnte, bin ich mit einem 35-jährigen Mann durchgebrannt, der bereits verheiratet war“, wird die Zwölfjährige zitiert. „Der Vater gab sie an den älteren Mann weiter, um ihn zu heiraten. Sie hatte keine andere Wahl, als den jüngeren Mann zu heiraten“, so Kaputah.
Dem Kinderrechtsaktivisten zufolge habe der Vater des Mädchens sie dann gefunden und zu dem 51-Jährigen zurückgebracht. Als Kaputah mit Regierungsbeamten in dem Wohnort der Familie ankam, sei der Mann aber bereits verschwunden gewesen. Die Polizei sucht nun nach dem Vater und den beiden Männern, die das Mädchen geheiratet haben - die jedoch alle untergetaucht sind.
Männern droht bis zu fünf Jahre Haft
Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu fünf Jahre Gefängnis und/oder eine Geldstrafe von bis zu einer Million Kenia-Schilling (rund 8100 Euro). Die Mitgift hat der Vater des Mädchens übrigens noch nicht von den Männern erhalten - aus Angst vor einer Verhaftung. Die Zahlung des Brautpreises ist nämlich eine große Zeremonie in der Massai-Kultur.
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