Wilde Szenen in OÖ

„Skandalprinz“ nach Polizeieinsatz in Psychiatrie

Oberösterreich
16.07.2020 06:00

Unglaubliche Szenen sollen sich in der Nacht auf Mittwoch im beschaulichen Grünau im Almtal (OÖ) abgespielt haben. Ernst August von Hannover will in seinem Jagdhaus von zwei Polizisten geschlagen und anschließend in die Psychiatrie eingewiesen worden sein. Laut Polizeibericht war freilich alles ganz anders.

Die Skandalnacht im Rückblick: Um 1.06 Uhr wurde am Mittwoch die Polizei Scharnstein von der Leitzentrale angefunkt, sie soll zum Jagdhaus von Ernst August von Hannover fahren. Der 66-Jährige hatte zuvor einen Notruf abgesetzt, er liege im Graben und werde ermordet, es gehe ihm schlecht.

Auf seiner Terrasse schildert Ernst August seine Version der Skandalnacht vom 15. Juli. (Bild: Klemens Fellner, krone.at-Grafik)
Auf seiner Terrasse schildert Ernst August seine Version der Skandalnacht vom 15. Juli.

Die Beamten fanden vor Ort tatsächlich zwei Personen, einen Mann und eine Frau - von Ernst August fehlte allerdings jede Spur. Dieser wurde in seinem Jagdhaus in Grünau im Almtal angetroffen. Auf das Paar, das mit der Polizei mitging, reagierte er allergisch, stürmte aus dem Gebäude und verwies es des Grundstücks.

In diesem Jagdhaus im idyllischen Grünau kam es Mitte Juli zu ersten wüsten Szenen mit der Polizei. (Bild: Klemens Fellner, krone.at-Grafik)
In diesem Jagdhaus im idyllischen Grünau kam es Mitte Juli zu ersten wüsten Szenen mit der Polizei.

Mit 30 Zentimeter langem Messerschleifer gedroht
Im Haus erzählte der Welfenprinz den Beamten, dass der Mann ihn schon dreimal töten wollte, indem er ihm seine Medikamente nicht gab. Laut Polizeiprotokoll sei Ernst August immer aggressiver geworden, habe einen der beiden Beamten am Kopf gepackt. Der Polizist versetzte dem „Skandalprinzen“ einen Abwehrstoß, der ihn zu Boden warf. Dann soll der Welfe mit einem 30 Zentimeter langen Messerschleifer gedroht haben. Diesen schlugen die Beamten ihm aus der Hand und fixierten den Prinzen am Boden.

Beim Besuch der „Krone“ zeigt Ernst August seine Verletzungen an Hand, Gesicht, Brust und Ellbogen. (Bild: Klemens Fellner, krone.at-Grafik)
Beim Besuch der „Krone“ zeigt Ernst August seine Verletzungen an Hand, Gesicht, Brust und Ellbogen.

Nach einigen Sekunden durfte er wieder aufstehen. Dann habe er einem Beamten ins Gesicht geschlagen, wurde wieder fixiert und auf Anordnung eines inzwischen eingetroffenen Arztes wurde der Urenkel des letzten deutschen Kaisers in die Psychiatrie im Klinikum Vöcklabruck eingeliefert.

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Ein Polizist hat mich geschlagen. Ich glaube, die waren besoffen, die machten zumindest den Eindruck. Dann haben sie mich in einer Ambulanz angekettet. Fünf Stunden haben sie mich nicht rausgelassen. Sie wollten mich in ein Zimmer bringen und mich niederspritzen. Ich stand die ganze Nacht. Ich hab ihnen gesagt, das tun sie mit mir nicht, ich bin ein ganz normaler Mensch. Ich hab so lange geschrien, bis ich raus durfte.

Ernst August von Hannover (66) erläutert seine Version zur Skandalnacht samt Polizeieinsatz in Grünau.

„Warum die Polizei mitgekommen ist, weiß ich nicht“
Laut dem Welfenprinzen sei alles ganz anderes gewesen, wie er der „Krone“ beim Lokalaugenschein berichtete: „Ich hatte eine Unterzuckerung, wählte deswegen den Notruf. Ich sagte, dass sie sich beeilen sollen, weil es mir sehr schlecht geht. Warum aber die Polizei mitgekommen ist, weiß ich nicht.“ Ohne Grund seien die Beamten auf den 66-Jährigen losgegangen. Einer habe ihm ins Gesicht geschlagen.

Stolz präsentiert Ernst August von Hannover sein Original-Fotoalbum von Starfotograf Helmut Newton. (Bild: Klemens Fellner, krone.at-Grafik)
Stolz präsentiert Ernst August von Hannover sein Original-Fotoalbum von Starfotograf Helmut Newton.

„So ein unverschämter Lümmel“
Ob er sich gewehrt hat? „Ich hab wahrscheinlich zurückgeboxt. Ich war so erstaunt. So ein unverschämter Lümmel.“ Dann seien die Schikanen der Polizei weitergegangen. „Sie haben mir die Handschellen angelegt und dann meine Hose runtergezogen. Anschließend haben sie mich durch den Raum geschleift.“

(Bild: Klemens Fellner)

„Auf einmal soll ich der Schuldige sein?“
Nach der Entlassung aus der Psychiatrie kam es zum Wiedersehen zwischen dem Prinzen und der Polizei. „Auf einmal soll ich der Schuldige sein? Ich bin unschuldig, war nie handgreiflich.“ Ernst August von Hannover droht mit Klagen gegen die Polizei und Psychiatrie. Die Behörde will ihm seinen Waffenschein abnehmen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Getrennt, aber nicht geschieden: Caroline von Monaco mit dem Welfenprinzen Ernst August von Hannover (Bild: APA/Winfried Rothermel)
Getrennt, aber nicht geschieden: Caroline von Monaco mit dem Welfenprinzen Ernst August von Hannover

Die vielen Tiefen im Leben des Ernst August

  • Ernst August von Hannover (66) ist ein Urenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Es entstammt einem der ältesten und bekanntesten Adelsgeschlechter in Europa.
  • 1998 schlägt der Welfenprinz mit seinem Regenschirm auf einen Kameramann und einen Fotografen ein und wird dabei gefilmt. Er musste zahlen und erhält den Beinamen „Prügelprinz“.
  • 1999 folgt seine zweite Ehe mit Glamour-Prinzessin Caroline von Monaco. Das Paar hat eine erwachsene Tochter.
  • Im selben Jahr soll Ernst August bei den Salzburger Festspielen einer Magazin-Fotografin einen Tritt versetzt haben. Zuerst wird er zu acht Monaten Bewährungsstrafe und 500.000 Mark Geldbuße verurteilt. In zweiter Instanz wird das Verfahren aber eingestellt.
  • 2000 uriniert der Prinz bei der Weltausstellung in Hannover am türkischen Pavillon und wird dabei fotografiert.
  • 2003 rast er auf einer französischen Autobahn mit Tempo 211 statt der erlaubten 130 km/h.
  • 2004 wird Ernst August zunächst zu einer Geldstrafe von 445.000 Euro verurteilt, weil er 2000 einen deutschen Hotelier in Kenia krankenhausreif geschlagen haben soll. Nach einem Verhandlungsmarathon sind es 200.000 Euro.
  • Kurz darauf erfolgt die Übertragung des Besitzes des Hauses Hannover in Deutschland und Österreich an seinen Sohn - mit ihm lebt er aber in Streit.

Philipp Zimmermann und Markus Schütz, Kronen Zeitung

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