Illegal „abgezweigt“?

D: Bundeswehr vermisst 60.000 Schuss Munition

Ausland
17.07.2020 17:45

Bei der deutschen Bundeswehr werden seit 2010 mindestens 60.000 Schuss Munition vermisst. Dies teilte die deutsche Regierung am Freitag auf parlamentarische Anfragen verschiedener Fraktionen mit. Das Verteidigungsministerium sagte eine „intensive“ Prüfung zu. Möglicherweise handle es sich nur um „Schlamperei“, sagte ein Ministeriumssprecher. Es könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Munition illegal „abgezweigt“ worden sei. 

In den vertraulichen Antworten der Regierung an die Fraktionen hieß es in einem Bericht der „Welt“, von 96.000 abhanden gekommenen Patronen unterschiedlichen Kalibers hätten nur rund 36.000 sichergestellt werden können.

(Bild: AFP)

Nicht in diesen Zahlen enthalten sind die 48.000 Schuss Munition, deren Verbleib beim Kommando Spezialkräfte (KSK) nicht geklärt sind. Dort waren auch 62 Kilogramm Sprengstoff abhanden gekommen. Wegen rechtsextremer Umtriebe in der Eliteeinheit hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kürzlich die Auflösung einer KSK-Kompanie und eine Reform der Ausbildung angekündigt.

„Es kann sich nicht um Einzelaktionen handeln“
Deutsche Oppositionspolitiker zeigten sich alarmiert über das Verschwinden von Munition. Der Linken-Verteidigungsexperte Tobias Pflüger zweifelte die Erklärung des Ministeriums an. „Es kann sich nicht um Einzelaktionen handeln“, erklärte er. „Wenn so umfangreich Waffen ,abgezweigt‘ werden, muss es Helfer oder Mitwisser innerhalb der Bundeswehr geben.“

Auch der deutsche Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner forderte Aufklärung. „An sich dürfte dies gar nicht passieren, wenn sich alle an die Vorschriften zum Umgang mit Munition gehalten hätten“, sagte er der „Bild“.

Der CDU-Wehrexperte Henning Otte sagte der Zeitung: „Wer bei der Bundeswehr war, weiß, wie sorgfältig dort normalerweise mit Waffen und Munition umgegangen wird.“ Das Verschwinden von Munition „widerspricht vollkommen der Kultur der Bundeswehr“, sagte er. „Eine vollständige Aufklärung ist unabdingbar.“

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