Täter weiter gesucht

Katzen gehäutet: Wie gefährlich ist Tierquäler?

Steiermark
19.07.2020 06:00

Die abscheulichen Verbrechen an nun bereits zwei Kätzchen in Graz schockieren ganz Österreich. In der „Krone“ analysiert Gerichtspsychiater Reinhard Haller das Seelenleben des Täters.

Ihr ganzer Körper war voll Blut, sie konnte kaum noch gehen. Mit letzter Kraft schlich die kleine Katze leise wimmernd am 11. Juli an einer Hauswand, nahe einem Imbissstand, am Grazer Griesplatz entlang. Vielleicht erst seit ein paar Sekunden, vielleicht schon länger. Fest steht bloß: Es war etwa 14.10 Uhr, als eine 33-jährige Steirerin sie entdeckte und die Tierrettung alarmierte.

Das Tier hat unfassbare Qualen erlitten
Das Kätzchen wurde in der Folge zu einer Veterinärmedizinerin gebracht – und von ihr sofort eingeschläfert. Die Wunden des Tiers schienen nicht heilbar. Jede Minute, die es noch weiter hätte dahinvegetieren müssen, wäre eine unzumutbare Qual gewesen. Denn der wehrlosen Katze – einem Weibchen, etwa acht Monate alt – war, vermutlich nur wenige Stunden oder Minuten vor ihrer Auffindung, aus dem Bereich des Torsos ein riesiges rechteckiges Stück aus dem getigerten Fell geschnitten worden.

Die erste der beiden gehäuteten Katzen. (Bild: LPD)
Die erste der beiden gehäuteten Katzen.

Am Samstag dann der nächste Schock: Zum zweiten Mal innerhalb von nur einer Woche wurde wieder eine gehäutete Katze gefunden. Das Tier hatte einen aufgeschnittenen Bauch, das Fell hing noch an der Katze. Ob sie zum Zeitpunkt der Häutung noch gelebt hat, konnte die Tierärztin nicht feststellen.

Welch entsetzliche Schmerzen die Katzen durchgemacht haben müssen, scheint das menschliche Vorstellungsvermögen zu überschreiten. Und doch - es war ein Mensch, der für dieses abscheuliche Verbrechen verantwortlich ist.

„Massive sadistische Tendenzen“
„Ein Mensch, der“, wie Gerichtspsychiater Reinhard Haller analysiert, „mit Sicherheit eine psychopathische Persönlichkeitsstruktur aufweist.“ Der extrem empathielos ist, „also völlig unfähig, für andere Lebewesen Mitleid zu empfinden“, der zudem „massive sadistische Tendenzen in sich trägt“. Und damit als „brandgefährlich“ einzustufen sei.

Der Vorarlberger Psychiater Reinhard Haller (Bild: Mathis Fotografie)
Der Vorarlberger Psychiater Reinhard Haller

Alarmierende Kriminalstatistiken
Statistiken belegen schließlich: 80 Prozent der weltweit gefassten Serienkiller haben in Verhören zugegeben, „davor“ an Vögeln, Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden, Katzen und Pferden „geübt“, sie auf schreckliche Weise getötet – und dabei Lust empfunden – zu haben. Und Fakt ist auch: 70 Prozent aller hierzulande dokumentierten Gewaltdelikten an Partnern und 40 Prozent der aufgedeckten sexuellen Missbrauchstaten gingen ebenfalls Hinrichtungen von Tieren voraus.

Sind demnach von dem Grazer „Katzenhäuter“ – von ihm fehlt bis dato jede Spur, möglicherweise handelt es sich auch gar um zwei unterschiedliche Täter – weitere schlimme Verbrechen zu erwarten? „Ich befürchte das“, sagt Haller, „und ich gehe davon aus, dass die gesuchte Person auch schon in der Vergangenheit fürchterliche Dinge angerichtet hat.“ Zunächst vermutlich an Insekten, später an Mäusen, Vögeln, Meerschweinchen.

Zitat Icon

Der Gesuchte hat mit Sicherheit eine schwere Persönlichkeitsstörung. Er ist völlig unempathisch – und ein Sadist.

Psychiater Reinhard Haller

Und der Gerichtspsychiater weiß: „Kranke Bedürfnisse letztlich an Tieren, die von uns in der Regel als beinahe ,menschenähnlich’ betrachtet werden, zu befriedigen – an Pferden, Hunden und Katzen – bedeutet eine dramatische kriminelle Steigerung.“

Meist werden bloß Geldstrafen verhängt
Auf Tierquälerei stehen in Österreich bis zu zwei Jahre Haft, meist kommen die Täter allerdings mit Geldstrafen davon – und mit der Auflage, sich Psychotherapien zu unterziehen und Kurse zu besuchen, in denen Empathie erlernt und Aggressionen abgebaut werden sollen. Der Erfolg dieser Maßnahmen: eher gering. Da die seelischen Störungen der Betreffenden häufig bereits in ihrer frühesten Kindheit manifestiert wurden, durch biologische Vorbelastungen und negative soziale Einflüsse.

Martina Prewein, Kronen Zeitung

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