Im oberösterreichischen Grünau im Almtal ist Prinz Ernst August die „Königliche Hoheit“ - ganz offiziell. Und nach der Skandalnacht samt tätlicher Auseinandersetzung mit der Polizei merkt man im Ort, wie hoch der Stellenwert und vielleicht auch die Angst oder der Respekt vor dem Urenkel des letzten Deutschen Kaisers sind. Ein Lokalaugenschein.
Dunkle, graue Wolken zogen beim „Krone“-Lokalaugenschein in Grünau im Almtal auf. Sinnbildlich für die Stimmung in der 2100-Einwohner-Gemeinde, wo jeder jeden kennt. Die Skandalnacht im Jagdhaus von Ernst August von Hannover ist natürlich Gesprächsthema. Partei ergreifen will, zumindest vor der Kamera, niemand. Wem kann man das auch übel nehmen? Auf der einen Seite die Aussagen der Polizei, die man nicht gegen sich aufbringen möchte. Auf der anderen Seite der letzte Urenkel des Deutschen Kaisers, der in Grünau als freundlicher, spendabler Großgrundbesitzer bekannt ist und auch auf der Straße als „Königliche Hoheit“ angesprochen wird.
Bürgermeister: „Immer offene Ohren für Anliegen“
„Er ist eine angesehene Person, der von allen sehr geschätzt und respektiert wird. Gibt’s Not am Mann, stößt man beim Prinzen immer auf offene Ohren“, schildert Wolfgang Bammer, Bürgermeister von Grünau. Ob er mit den betroffenen Beamten schon Kontakt hatte? „Ich hab‘ davon auch durch die Medien erfahren. Das ist seine private Sache, da mische ich mich nicht ein“, so Bammer.
Ernst August ist seit 2004 ein Ehrenbürger von Grünau im Almtal. Viele Heimische haben bei ihm Arbeit gefunden. Sei es im Wildtierpark, bei ihm im Haus als Angestellte oder Praktikanten.
Bürgermeister Wolfgang Bammer
Welfenprinz brachte noch keine Anzeige ein
Wie bei jedem Verdacht eines Fehlverhaltens der Polizei wird der Vorfall von den Kriminalisten ernst genommen, und die Vorwürfe des Prinzen, dass er von den Polizisten ohne Grund ins Gesicht geschlagen und über den Boden geschleift worden sei, werden von der Staatsanwaltschaft untersucht. „Bis jetzt ist aber keine Anzeige von ihm eingelangt. Daher gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass unsere Kollegen vor Ort richtig reagiert haben. Außerdem hat er ja selbst über den Notruf Hilfe angefordert“, so Polizeisprecher David Furtner.
Ermittlungen gegen Ernst August
Aktuell startet die Staatsanwaltschaft Wels Ermittlungen gegen den Welfenprinzen wegen Verdacht der gefährlichen Drohung, versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung (sobald ein Beamter verletzt wird, handelt es sich immer um eine schwere Straftat).
Nach der Entlassung im Wirtshaus gesessen
Warum es zu der körperlichen Auseinandersetzung kam, kann sich selbst der jahrzehntelange Freund und Wegbegleiter Jörg Leithner nicht erklären. Der Koch kennt den Welfenprinzen sehr gut, machte viele Höhen und Tiefen gemeinsam mit ihm durch. Auch am späten Nachmittag vor der Skandalnacht war er beim Welfenprinzen im Jagdhaus – gemeinsam mit dessen Hausarzt. „In der Nacht versuchte er, mich unzählige Male anzurufen, ich hörte es aber nicht, habe bereits geschlafen“, macht sich der Koch jetzt selbst Vorwürfe.
„War freundlich und normal“
Am Mittwochmorgen besuchte er seinen Freund, war auch beim „Krone“-Fototermin anwesend. Am Abend nach dem Vorfall? „Da saß der Ernst bei mir im Gasthaus. Seine Wunden am Arm waren verbunden, er war ganz normal und freundlich.“
Philipp Zimmermann, Kronen Zeitung
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