Korruptionsvorwürfe, Pannen-Umrüstungen und ein laufender Rechtsstreit: Seit zwei Jahrzehnten sorgt der Eurofighter für Wirbel. Nun scheint es eine Chance zum Ausstieg zu geben: Denn wie ein der „Krone“ vorliegender Brief zeigt, möchte die indonesische Regierung offenbar unsere Jets kaufen - und zwar gleich alle 15.
Der Eurofighter hat hierzulande keinen guten Ruf, schon gar nicht in der Bundesregierung: Weil sich die Republik vom Jet-Hersteller getäuscht fühlt, befindet man sich im Rechtsstreit mit Airbus. Zu Jahresbeginn gab der Konzern zwar zu, dass auch bei Österreichs Deal einst etliche Millionen für „politische Zuwendungen“ geflossen seien, viel passiert ist seither allerdings nicht. Ein Ausstieg aus dem teuren Eurofighter-System - eine Flugstunde kostet rund 80.000 Euro, insgesamt werden jährlich mehr als 100 Millionen Euro für die Überwachung des Luftraums ausgegeben - galt stets als äußerst unwahrscheinlich.
Bis jetzt. Denn rund 10.000 Kilometer von Wien entfernt herrscht offenbar großes Interesse an den unter Ex-Minister Norbert Darabos nicht unbedingt zum Besseren umgerüsteten Fliegern: Vergangene Woche, am 10. Juli, teilte der indonesische Verteidigungsminister Prabowo Subianto seiner österreichischen Amtskollegin Klaudia Tanner (ÖVP) via Brief mit, dass er gerne die Eurofighter kaufen würde - und zwar gleich alle 15 Stück.
Ex-Militärmachthaber will aufrüsten
Der direkt an Tanner adressierte Brief von Verteidigungsminister Subianto - er ist der Schwiegersohn des einstigen Diktators Suharto, ehemaliger Militärmachthaber und soll für etliche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sein - liegt der „Krone“ vor. Darin schreibt der ehemalige General der indonesischen Armee, dass er von westlichen Technologien schon immer „beeindruckt“ gewesen sei - und da es ja sein Ziel sei, die indonesische Luftwaffe zu „modernisieren“, möchte er eben rasch mit Tanner in Verhandlungen über den Kauf der österreichischen Eurofighter eintreten.
Ministerium bestätigt Erhalt des Briefes
Deshalb erlaube er es sich, Tanner gleich direkt anzuschreiben. Und selbstverständlich sei er „voll informiert“ über die „Sensibilität“ der Eurofighter-Causa in Österreich, schreibt Minister Subianto. Im Verteidigungsministerium bestätigt man auf Nachfrage das Einlangen des äußerst ungewöhnlichen Briefes - mehr allerdings auch nicht. Jetzt werde die Sache einmal geprüft, heißt es aus dem Ressort.
Verkauf könnte rechtlich schwierig werden
Allein: Kann Österreich seine Eurofighter eigentlich einfach so loswerden? Rechtlich gilt die Frage, ob die Republik die Jets verkaufen darf, als schwierig. In den vergangenen Jahren beschäftigten sich im Verteidigungsressort immer wieder Arbeitsgruppen mit der theoretischen Frage eines Verkaufs - sie wurde allerdings meist rasch verworfen, heißt es.
Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung
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