An der Kritik arbeiten sich nur Leute ab, die sowieso nie die ÖVP wählen würden, erklärt Filzmaier den Kernpunkt. Relevant sind aber nur die potenziellen Wähler. Und hier steht Türkis hoch im Kurs. Die Umfragewerte bescheren der ÖVP in Wien 23 und Blümel 22 Prozent.
„Blümel hat das Problem der Unnahbarkeit“
Das liegt daran, dass er auf der Kurz-Welle mitsurft. „Wegen Blümel selbst wird Blümel nicht gewählt“, so Filzmaier trocken. „Blümel hat das Problem der Unnahbarkeit. Die Stimme geben die Leute der Kurz-ÖVP.“ Und diese vertritt er wahrlich als loyaler Weggefährte des Kanzlers. Gegenüber den neun Prozent im Jahr 2015 hat die ÖVP schon gewonnen, und Blümel kann nicht verlieren: „In einem Fall bleibt er Finanzminister, im anderen wird er Vizebürgermeister“, erläutert der Politologe. Zumal Kurz’ Liste möglicher Kandidaten für Wien ohnehin nicht allzu lang ist.
Blümel wird sich aber vor der Wahl deklarieren müssen, ob er im Bund bleibt oder nach Wien geht. Das ist sein Angriffspunkt. Oder wie Filzmaier formuliert: Alles andere ist „demokratiepolitisch unschön“.
Wahlbeteiligung sinkt
Die politische Wetterlage in Wien bleibt indes stabil, aber die Wahlbeteiligung sinkt. Aus aktueller Sicht wird sie bei nur 68 Prozent liegen. 2015 stimmten noch 75 Prozent mit. „Aufgrund von Covid-19 könnte sie noch weiter sinken“, erwartet OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer. Bereits jeder Dritte will seine Stimme per Briefwahl abgeben.
Weniger Überraschungen gibt es derzeit beim Wahlverhalten. 801 Wiener hat das OGM-Institut im Auftrag der „Krone“ befragt. Demnach kommt die SPÖ derzeit auf 38 Prozent und baut damit im Vergleich zu den vorigen Umfragen Schritt für Schritt aus, Michael Ludwig punktet mit satten 48 Prozent bei der Bürgermeister-Frage - auch bei Wählern anderer Parteien.
„Den Wahlerfolg hat Ludwig schon sicher“
Beachtlich: Zwei Jahre ist es erst her, dass Ludwig den Chefsessel von Michael Häupl übernommen hat. Von zu großen Fußstapfen und den Lagerkämpfen spricht heute niemand mehr. „Den Wahlerfolg hat Ludwig schon sicher“, fasst Bachmayer zusammen.
Offen bleibt die Frage: Rot-Grün III oder Rot-Türkis? 43 Prozent der Wiener wünschen sich jedenfalls eine Fortsetzung der bisherigen Koalition, nur 19 Prozent eine Ludwig-Blümel-Ehe.
Strache scheitert an Hürde
Die Grünen klettern auf stolze 17 Prozent, die Zustimmung für Birgit Hebein ist jedoch auf elf Prozent gesunken. Die ÖVP stagniert auf hohem Niveau (23%), FPÖ (10%) und NEOS (7%) dagegen auf niedrigem. Strache schafft es aktuell nicht ins Rathaus. Mit vier Prozent scheitert sein Team HC an der Fünf-Prozent-Hürde.
Maida Dedagic, Kronen Zeitung
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