Coupé-SUV

Nivus: Dieser Brasilien-VW kommt bald nach Europa

Motor
19.07.2020 23:00

VW do Brasil - das stand für Käfer, wassergekühlten T2 und einen Traumwagen wie den SP 2. Alle drei kamen nie offiziell nach Europa. Zuletzt stammte von dort der hierzulande eher glücklose kleine VW Fox. Nun soll sich das aber ändern. Das von VW do Brasil entwickelte viertürige Crossover-Coupé Nivus soll ab nächstem Jahr auch in Europa zu haben sein.

(Bild: kmm)

Man könnte den Nivus auch als Coupé-Version des VW T-Cross bezeichnen. In seinen Abmessungen unterscheidet er sich aber recht deutlich. Klar, die Dachlinie verläuft niedriger (bis auf 1,49 Meter Höhe), das Heck läuft flacher aus, der Überhang ist länger, die Fahrzeuglänge beträgt beim Nivus 4,27 Meter statt 4,11 m beim T-Cross. Der Kofferraum schrumpft auf 415 Liter.

Unter der Haube werden wir wohl die Wahl haben zwischen zwei Dreizylinder-Benziner mit 95 und 115 PS sowie einem Vier-Zylinder-Diesel mit 95 PS. Der 128-PS starke Ethanol-Dreizylindermotor bleibt in Südamerika.

(Bild: Volkswagen)
(Bild: Volkswagen)

Leine los!
Die Botschaft von VW-Brasilien-Präsident Pablo Di Si, zugleich Boss von VW Südamerika, ist unmissverständlich: Seit uns das Mutterhaus in Wolfsburg im Jahr 2016 von der kurzen Leine gelassen hat, blühen wir auf.

Der Hintergrund: Unter der Regie von Vertriebschef Jürgen Stackmann wurde der Zentralismus abgeschafft. Stattdessen setzt man am Stammsitz in Wolfsburg auf Föderalismus. Eine bahnbrechende Entscheidung, die bei den Machern am Zuckerhut gut ankommt. „Um in unserer Region wirklich erfolgreich zu sein, muss man die lokale Klaviatur spielen können“, geht Di Si auf die Besonderheiten des Marktes ein. Gerade in Lateinamerika sei eine genaue Kenntnis der Kundenwünsche, aber auch der politischen Verstrickungen und bilateralen Beziehungen - vor allem mit Blick auf den Protektionismus, den Länder wie Argentinien pflegen - unabdingbar für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Der gebürtige Argentinier weiß, wovon er spricht.

Bereits im November 2017 präsentierte José Carlos Pavone, Chefdesigner von VW do Brasil, erstmals dem VW-Vorstand seine Vision eines Coupé-Crossovers in der Polo-Klasse. Als das Fahrzeug enthüllt wurde, applaudierten Konzern-Chef Herbert Diess und Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann spontan. Konsequenz: Der 4,30 Meter lange CUV erfreut seit Ende Juni 2020 erst einmal in Südamerika die Käufer. Ab 2021 soll dieser Latino-Typ dann auch den europäischen Markt erobern. Von Brasilien in die Welt. Nahezu ohne Modifikationen. Um die EU-Zulassungsbestimmungen zu erfüllen, müssen lediglich kleinere Anpassungen vorgenommen werden.

VW-Südamerika-Chef Luca Di Si (Bild: Volkswagen)
VW-Südamerika-Chef Luca Di Si

Rührende Hintergrundgeschichte
Pavone erzählt voller Stolz davon, wie es binnen neun Monaten gelungen sei, den Prototypen des Nivus zu entwickeln. Im Mittelpunkt: die Zwillingsbrüder Marco und José Carlos - Spitzname JC - Pavone. Aufgewachsen in einfachsten Verhältnissen in São Paulo. Schon mit elf Jahren begeisterten sie sich für Automobildesign. Dann kam die Initialzündung. Als ihr Vater ihnen einen Zeitungsartikel über den damaligen Chef-Designer von VW do Brasil zeigte, schickten die Jungs ihm kurzerhand per Post ihre eigenen Entwürfe. Dieser sendete ihnen daraufhin seine Originalzeichnungen und pflegte fortan mit den beiden Schülern eine langjährige Korrespondenz.

VW-Designer-Zwillinge José Carlos (JC) und Marco (re.) Pavone (Bild: Volkswagen)
VW-Designer-Zwillinge José Carlos (JC) und Marco (re.) Pavone

Bestärkt durch den Experten studierten beide Brüder Design. Nach verschiedenen internationalen Stationen arbeitet Marco Pavone heute als Chefdesigner Exterieur in der VW-Zentrale in Wolfsburg. JC ist Chefdesigner von VW do Brasil und damit der Nachfolger des einstigen „Brieffreunds“. Für den Nivus arbeiteten die heute 42-jährigen Zwillinge erstmals zusammen, komplett in Eigenverantwortung. Und so steckt im Nivus auch ein bisschen Wolfsburg.

Dass es dem Konzern in Sachen strategischer Neuausrichtung ernst ist, belegen auch die Zahlen. Nachdem Brasilien die Schrecken einer von 2013 bis 2018 währenden Wirtschaftskrise hinter sich gelassen hat, will VW mit einer rund zwei Milliarden Euro teuren Strategie den Markt wieder flott machen. Und wer den argentinischen Top-Manager Pablo Di Si bei seinen Ausführungen beobachtet, zweifelt keine Sekunde daran, dass das erst der Anfang war.

(ampnet)

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