4000 Bergsteiger hatten die Heiligenbluter schon auf den Glockner geführt, bevor ihr Verein 1870 gegründet wurde.
Heiligenbluts Bergführer feiern heuer ihr 150-Jahr-Jubiläum. Genau am 28. Juli 1870 wurde die Vereinsurkunde unterzeichnet.
Unterstützt wurden die Heiligenbluter damals vom Prager Kaufmann Johann Stüdl, der bereits ein Jahr zuvor auf Osttiroler Seite des Glockners den ersten Bergführerverein der Ostalpen in Kals gegründet hatte.
„Bei uns hat sich Stüdl schwerer getan, denn in Heiligenblut hatte das Bergführerwesen seit der Erstbesteigung des Großglockners am 28. Juli 1800 schon 70 Jahre lang Tradition“, erzählt der Heiligenbluter Bergführer Toni Sauper, der die Vereinsgeschichte für eine heuer erscheinende Festschrift recherchiert hat: „56 Jahre lang gab es nur den Aufstieg über Kärnten. Und jeder, der auf den Glockner klettern wollte, musste sich in einem Glocknerbuch eintragen.“
Obwohl das Buch durch eine Feuersbrunst zerstört wurde, weiß man, dass die Heiligenbluter schon vor der Vereinsgründung 4000 Bergsteiger auf den 3798 Meter hohen Großglockner geführt hatten.
Besteigungen des Glockners waren anfangs groß angelegte Expeditionen. „Literweise wurde Wein in die Berge getragen. Damals dachte man wohl, Wasser sei ungesund“, schmunzelt Toni, dessen Urgroßvater Philip Sauper 1830 als Bergführer aktiv war: „Die feinen Herren haben mit Besteigungen die Einheimischen unterstützt. Um 1900 verdiente ein Bergführer acht Kronen für eine Glocknertour. So viel, wie ein Knecht samt Kost und Logis im Jahr verdiente.“ Doch der Glockner war damals nicht das einzige Geschäft. „Die Bergführer haben auch Transfers gemacht und viele Leute kreuz und quer durch die Bergwelt geführt“, erzählt Toni: „Damals saßen die Bergführer mit Pfeife wie bei einem Taxistand vorm Glocknerhaus, und der Hüttenwirt hat die Einteilung gemacht.“
Heute zieht es pro Saison 5000 Bergsteiger auf den höchsten Gipfel Österreichs.
Seit 31 Jahren ist Peter Suntinger Obmann des Heiligenbluter Bergführervereines, einem der traditionsreichsten des Alpenraums, der 20 Mitglieder zählt. „Uns geht es aber nicht nur ums Bergsteigen, wir sind uns auch unserer Verantwortung hinsichtlich der Vereinsgeschichte bewusst und nehmen daher auch aktiv am Dorfleben teil.“
Besonders stolz ist man deshalb auf die Bergführertracht und die Vereinsfahne, die 1935 mit Hilfe zahlreicher Unterstützer angekauft wurde, deren Namen in der Fahnenstange auf kleinen Nägeln eingraviert sind.
Das festliche 150-Jahr-Jubiläum, das heuer auf dem Dorfplatz gefeiert werden hätte sollen, wurde jedoch wegen des Coronavirus auf den 6. Juni 2021 verschoben.
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