Wirecard-Skandal
Marsalek in Russland? Kreml ist „nichts bekannt“
„Nein, es ist nichts bekannt.“ Mit diesen Worten kommentierte der Kreml am Montag einen „Handelsblatt“-Bericht, demzufolge eine der Schlüsselfiguren im Wirecard-Skandal, der spurlos verschwundene österreichische Manager Jan Marsalek (40), möglicherweise in Russland untergetaucht sein könnte. Laut Nachrichtenagentur Interfax werde Marsalek außerdem von den russischen Behörden nicht verfolgt, es gebe weder ein Strafverfahren noch eine Anfrage bezüglich einer Auslieferung.
Bis der ehemalige Manager im Juni fristlos gefeuert wurde, war er bei Wirecard als Vertriebschef weltweit für das Tagesgeschäft zuständig. Marsalek war ursprünglich auf den Philippinen vermutet worden, laut philippinischer Regierung ist er dort verheiratet - wovon den Kollegen in der Konzernzentrale in Aschheim in Deutschland nichts bekannt war. Später hatte die Regierung in Manila eingeräumt, dass die Daten zu Ein- und Ausreise im Computersystem der nationalen Einwanderungsbehörde gefälscht waren. Marsalek soll nach verschiedenen - sämtlich unbestätigten - Medienberichten Kontakte zu russischen Geheimdiensten haben.
Keine offiziellen Angaben aus Deutschland und Österreich
Von deutscher oder österreichischer Seite gab es am Montag keinerlei offizielle Angaben zu Marsaleks Aufenthaltsort. In Berlin erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts lediglich, man habe die Medienberichte zur Kenntnis genommen und äußere sich nicht zu Spekulationen oder laufenden Ermittlungen.
Marsalek formal immer noch Direktor einer Wirecard-Tochter
Formal ist Marsalek jedenfalls trotz seiner Entlassung weiterhin ausführender Direktor einer Wirecard-Tochter in Russland. Russischen Steuerbehörden zufolge hat er diese Funktion bei der im September 2018 in Moskau gegründeten OOO Wajerkard seit April 2019 und bis zum heutigen Tag inne. OOO Wajerkard ist ihrerseits eine Tochterfirma der Wirecard Sales International Holding GmbH und der Wirecard AG. 2018 wies diese Firma einen Jahresumsatz von 550.000 Euro und Verluste in der Höhe von knapp 42.000 Euro auf.
In Wirecard-Bilanz fehlen 1,9 Milliarden Euro
Der Wirecard-Konzern hatte im Juni zuerst Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und wenig später Insolvenz angemeldet. Die mutmaßlichen Scheingeschäfte liefen großteils über angebliche Subunternehmer im Mittleren Osten und in Südostasien. Kerngeschäft von Wirecard ist das Abwickeln von Kartenzahlungen als Schaltstelle zwischen Kreditkartenfirmen und Händlern.
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