Die „Krone“ macht den Selbstversuch. Die Variante mit Speichelprobe von dm dauert rund eine halbe Stunde. Fazit: Probanden brauchen viel Spucke - und noch mehr Humor.
„Oh Gott, was ...?“ Ein Röhrchen und ein Trichter in einer weißen Schachtel mit aufgedruckter Doppelhelix lassen „Krone“-Testerin Sonja ahnen, was auf sie zukommt: Die nächste halbe Stunde wird sie damit verbringen, ihre Körperflüssigkeiten zu sammeln. Beobachtet von Kollegen, Fotograf und Videokamera.
Keine Sicherheit bezüglich Immunität
Corona-Tests für zu Hause gibt es in Apotheken und Drogeriemärkten. Seit einer Woche verkauft dm solche Tests online um 119 Euro, bei Bipa ist seit Dienstag einer um 129 Euro erhältlich. Die Methoden sind unterschiedlich, die Einsatzbereiche gleich: Der PCR-Test ist eine Momentaufnahme, die darüber Auskunft gibt, ob man zum Zeitpunkt der Speichelprobe Corona-positiv ist. Er gibt keine Sicherheit bezüglich Immunität.
Zumindest als (teure) Alternative zu Gesellschaftsspielen eignet sich der Speichelprobentest von dm auf jeden Fall - sofern man kein Problem damit hat, tief in das Innenleben der anderen einzutauchen. „Das ist schon ziemlich eklig. Widerlich“, sagt Testerin Sonja beim Lesen der Anleitung. Und hustet dann - ladylike und Corona-konform - fünfmal in ihre Armbeuge. Das muss sein, so der Beipackzettel, um „Lungenpartikel nach oben in den Rachen zu befördern“. Sie stellen sich das gerade bildlich vor? Haben wir auch. Mahlzeit!
Lungenpartikel müssen mit ins Röhrchen
Über einen Trichter sollen die Lungenpartikel dann ins Röhrchen. Spucken, spucken, spucken - bis die Markierung erreicht ist. Das dauert länger als gedacht: „Ich darf ja vorher nichts trinken - wie soll das gehen?“, fragt Sonja und hustet, spuckt, hustet, spuckt ...
Am Ende steht der Speichel zwei Zentimeter hoch. Das Röhrchen wird beschriftet, verpackt und ans Labor geschickt. Wenn Sonja tief genug gehustet und ausreichend gespuckt hat, kommt das Ergebnis in den nächsten Tagen. Wir werden berichten.
Corona-Tests
PCR-Tests (Polymerasekettenreaktion) weisen eine aktuelle Covid-19-Virusinfektion nach. Sie können innerhalb weniger Tage unterschiedliche Ergebnisse bringen. Für PCR-Tests werden Proben mittels Nasen- oder Rachenabstrich entnommen. Mittlerweile gibt es auch Gurgellösungen.
Antikörpertests überprüfen das Vorhandensein von Antikörpern gegen ein Virus im Blut. Ein positives Testergebnis bedeutet, dass der Körper bereits Abwehrstoffe zum Schutz vor dem Virus gebildet hat. Sie können erst etwa zwölf bis 14 Tage nach einer Infektion nachgewiesen werden.
Viele Ärzte warnen vor den Selbsttests für zu Hause. Zum einen, weil es zu Fehlern bei der Probenentnahme kommen kann. Zum anderen fürchten Mediziner Missbrauch, etwa wenn jemand anderer die Speichelprobe abgibt.
Die Anbieter wollen diese Zweifel entkräften: „Bei der Speichelsammlung kann man nicht viel falsch machen. Wir testen die Probe bei der Analyse auf korrekte Abnahme. Ist eine Probe fehlerhaft, erkennt unser Analysesystem dies und lehnt sie ab“, sagt etwa Marco Herten von Novogenia. Das Labor wertet unter anderem die Tests für dm aus. Bei Bipa überprüft eine App Identität und Entnahme, um Fehler und Missbrauch zu vermeiden.
Selbsttests von Behörden nur bedingt anerkannt
Anerkannt werden Selbsttests nur bedingt: An der Grenze bei der Einreise braucht es weiterhin eine ärztliche Bestätigung. Geeignet sind sie, so die Hersteller bzw. Anbieter, für Menschen, die zusätzliche Sicherheit möchten. „Zum Beispiel vor einem Verwandtenbesuch, an dem Risikopersonen teilnehmen“, sagt Thomas Lichtblau, Sprecher der Bipa-Geschäftsführung.
Teresa Spari, Kronen Zeitung
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