Derzeit muss für Pakete aus Drittstaaten wie China oder Russland erst Umsatzsteuer gezahlt werden, wenn der Warenwert 22 Euro übersteigt. Heimische Händler kritisieren schon lange Falschdeklarationen, um die Einfuhr-Umsatzsteuer zu umgehen. Ab 1. Juli 2021 fällt diese Steuerfreigrenze. Bis dorthin will der Zoll verstärkt Pakete aus Drittstaaten prüfen, kündigte das Finanzministerium an.
Importe von Kleinsendungen aus Drittländern erfreuen sich durch diverse Handelsplattformen und Onlineshops vor allem aus China zunehmender Beliebtheit. Das ist nicht nur heimischen Händlern ein Dorn im Auge, zunehmend wurde auch Unmut über Steuerbetrug laut, da viele Händler oft den Warenwert unter der Freigrenze von 22 Euro deklarieren und daher keine Steuer entrichtet werden muss.
Verstärkte Zollkontrollen
Bis zu fünf Milliarden Euro Steuereinnahmen könnten EU-weit durch solche Falschangaben verloren gehen, schätzt die EU-Kommission. Alleine in Österreich kamen im vergangenen Jahr fast neun Millionen Pakete von außerhalb der EU an, die große Mehrheit mit Waren angeblich unter 22 Euro. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) kündigte nun ab sofort Schwerpunktkontrollen des Zolls an - künftig sollen dabei Importe noch stärker ins Visier genommen werden.
Herausforderung für den Zoll
Fraglich ist, wie der Zoll diese zusätzliche Aufgabe bewältigen soll. Das Finanzministerium muss nun wohl vor allem personell aufstocken, ein etwaiger Mehrbedarf werde bei der anstehenden Zusammenlegung der derzeit neun Zollämter in einen Bundeszoll evaluiert, erklärte das Ministerium gegenüber dem „Standard“.
Steuerfreigrenze bald Geschichte
Handelsvertreter fordern das Aus der 22-Euro-Steuerfreigrenze schon seit Jahren. Mit Verzögerung kommt diese nun in einem Jahr. Ab dann ist für jede Sendung Einfuhrumsatzsteuer in der Höhe von 20 Prozent zu entrichten. Oberhalb dieser Schwelle werden gegebenenfalls außerdem noch Zollgebühren verrechnet. Die jährlichen Mehreinnahmen durch die Versteuerung ab dem ersten Cent werden mit 150 Millionen Euro beziffert.
Für Konsumenten wird es teurer
Für Konsumenten bedeutet dies aber nicht nur die 20-prozentige Abgabe, die Abwicklung des Imports läuft über die Österreichische Post, die zusätzlich noch das Zollstellungsentgelt in der Höhe von zehn Euro einhebt. Einige Importhändler aus China arbeiten bereits an kundenfreundlichen Lösungen - so wickeln viele bereits ihre Bestellungen über europäische Logistikpartner ab oder mieten sich in europäische Lagerhäuser ein, um das Zollprozedere im Vorhinein zu erledigen.
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