Wer derzeit durch Europa reist, braucht gute Nerven und viel Vorbereitung: An jeder Grenze ändern sich die Corona-Regeln.
Erster Flug: Wien-Barcelona mit Ryanair (die AUA fliegt noch immer nicht nach Spanien). Dort gilt die „neue Normalität“, die Corona-Zahlen sind zuletzt jedoch deutlich angestiegen.
Vor dem Einchecken muss ich ein sogenanntes FCS-Formular ausfüllen, das direkt an das spanische Gesundheitsministerium übermittelt wird. Einsehen kann man es auf dem Online-Portal von Spain Travel Health. So kann die Fluglinie, sollte eine Corona-Erkrankung unter Passagieren bekannt werden, alle anderen Passagiere auf Knopfdruck benachrichtigen. Mit der Unterschrift willigt man ein, sich in einem solchen Fall in Heimquarantäne zu begeben.
Am Flughafen Wien-Schwechat und an Bord ist Maskenpflicht, beim Einsteigen wird man an den Babyelefanten ermahnt. Das Fiebermessen, das von der Airline angekündigt wurde, fand zumindest bei diesem Flug nicht statt.
Auch der in Spanien geltende Mindestabstand von 1,5 Metern kann im Flugzeug natürlich nicht eingehalten werden, deshalb habe ich einen Fensterplatz gebucht, da kann ich mich verkriechen. Auf Kaffee und Snack habe ich vorher schon gerne verzichtet …
Bei der Landung haben es einige trotz Corona noch immer eilig, aus dem Flieger zu kommen und verursachen deshalb Chaos und Verärgerung unter den restlichen Passagieren.
In Katalonien ist in allen öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln, aber auch auf der Straße das Tragen eines MNS Pflicht, wer‘s nicht macht, zahlt 100 Euro und die Polizei ahndet es auch teilweise. Gegen Abend wird die Situation unüberschaubar. Auf den Plätzen mit den Cafés und kleinen Restaurants kann man unmöglich feststellen, ob Leute jetzt auf der Straße oder von einem Sitzplatz unterwegs ins Lokal sind. In den Restaurants werden Speisekarten und Tische desinfiziert, bevor man sich setzen darf, dann muss ich jeder Gast die Hände mit einem Desinfektions-Spray einsprühen. Nachtklubs haben seit Kurzem wieder geschlossen.
Die zweite Station meiner Reise ist Hamburg mit Vueling, mein Endziel Südjütland, die dänische Nordsee. Beim Boarding in Barcelona schließt nach einer bestimmten Personenanzahl der „Finger“ (also die Passagierbrücke), der Flieger ist nicht voll, weshalb zwischen mir (Fensterplatz) und meinem Sitznachbarn (Gang) sogar ein Babyelefant Platz hat. Wie sicher ist der Aufenthalt an Bord? Angeblich wird seit Corona in die gefilterte Luft, die von der Decke alle vier Minuten durch die Maschine strömt und über den Boden wieder abgesaugt wird, auch 50 Prozent Frischluft dazugemischt. Und das Filtersystem reinigt die Luft von allen Viren, auch von Covid-19.
Bei der Ankunft in Hamburg, als das „Fasten Seat Belt“-Sign erloschen ist, sagt der Vueling-Kapitän, dass niemand aufstehen darf (anders als bei Ryanair). Das Aussteigen erfolgt schön geordnet, von Reihe zu Reihe und somit auch mit Abstand.
Am Bahnhof Hamburg-Altona hätte ich gerne einen Kaffee getrunken. Den gibt’s auf den meisten deutschen Bahnhöfen (es ist von Bundesland zu Bundesland verschieden) nur, wenn man bereit ist, ein Tracking-Formular auszufüllen. Ich mach’s nicht, denn sehr sinnvoll ist es nicht, wenn jeder hinschreiben kann, was er will …
Im Zug von Hamburg-Altona an die dänische Grenze gibt es Maskenkontrollen durch die Schaffnerinnen und Schaffner. Bei meiner Ankunft in Niebüll holen mich meine dänischen Freunde ab. Die deutsche Grenze ist nicht kontrolliert, die dänische schon. Nach Dänemark dürfen auch mit dem Auto nur Personen einreisen, die mindestens sechs Tage bleiben (wird aber nicht kontrolliert), also sage ich dem Zöllner, dass ich sechs Tage bleiben werde. Während meines gesamten Aufenthalts sehe ich in Südjütland und auch an der Ostsee keine einzige Gesichtsmaske. Die Dänen halten sich aber sehr diszipliniert an den Abstand von nur einem Meter.
Mein dritter Flug führt mich mit Swiss von Hamburg nach Zürich in die strenge Schweiz. Auch hier teilt die Fluglinie ein Gesundheitsformular aus, das jeder Passagier vor der Einreise ausfüllen muss. Woher kommt man, was ist das Endziel, hatte man Corona-Symptome etc. Am Flughafen und in den Zügen herrscht strenge Maskenpflicht, aber auch auf den Straßen tragen viele freiwillig Masken.
Die letzten Tage meines Urlaubs habe ich auf der Alpe bei meiner Schwester im Bregenzerwald verbracht. Diese Gegend hatte zwar den ersten Corona-Fall Vorarlbergs, ist seither aber Covid-19-frei.
Ach ja: Die Corona-Apps von Spanien, Deutschland, Dänemark und der Schweiz sind allesamt nicht kompatibel mit der österreichischen Rotkreuz-App. Auch so eine europäische Besonderheit, die in Zeiten wie diesen keiner versteht.
Am sichersten habe ich mich letztlich eigentlich im Flugzeug gefühlt …
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.