Im Tourismusort St. Wolfgang im oberösterreichischen Salzkammergut ist der bisher jüngste größere Coronavirus-Cluster mit derzeit 62 Infizierten aufgetreten - betroffen sind vor allem junge Praktikanten. Mehr als 40 Erkrankte sind zwischen 15 und 20 Jahre alt, führte Infektionsepidemiologin Daniela Schmid von der Agentur für Ernährungssicherheit bei einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag aus. „Ja, die Cluster nehmen zu im Augenblick“, bestätigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Er sprach von „etlichen“ in den vergangenen Wochen. Jenen in St. Wolfgang bezeichnete er erneut als eine „besondere Herausforderung“.
Am Mittwoch war der erste Fall in St. Wolfgang am Wolfgangsee aufgetreten, seit Montagabend sind 62 laborbestätigte Infektionen bekannt, der Großteil von ihnen junge Mitarbeiter im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Alle Angestellten der betroffenen Hotels und Bars des Tourismusortes sowie die Kontaktpersonen der Infizierten wurden getestet. „Eine unglaubliche Höchstleistung“, nennt Schmid die durchgeführten 1183 Tests. Dadurch sei es möglich gewesen, sehr rasch enge Kontaktpersonen zu identifizieren und zu testen. „In absehbarer Zeit“ soll eine zweite Testrunde durchgeführt werden.
Negativ Getestete „keine Produzenten infektiöser Tröpfchen“
Hotels mussten keine geschlossen werden, Touristen sollen keinen engen Kontakt zu den Betroffenen gehabt haben. Die Erkrankten seien isoliert worden, jene, die negativ getestet wurden, können ihrer Arbeit weiterhin normal nachgehen - natürlich mit Mund-Nasen-Schutz und unter den derzeit geltenden Hygienemaßnahmen. Damit seien sie „keine Produzenten infektiöser Tröpfchen“, wie Schmid sagte. Ein kleines Restrisiko bleibe natürlich, „aber null gibt’s nicht“. Das Risiko sei in etwa so hoch, wie durch einen Angestellten eines nicht von dem Cluster betroffenen Betriebs angesteckt zu werden.
13 Praktikanten aus Niederösterreich in St. Wolfgang
Die Zahl der in St. Wolfgang Erkrankten entspricht 5,2 Prozent der Getesteten, hieß es am Dienstag vom Krisenstab des Landes Oberösterreich. Unter den positiven Fällen befinden sich 56 Mitarbeiter - davon eben der Großteil im Alter zwischen 15 und 20 Jahren -, ein Gast eines Hauses im Ort und fünf Jugendliche aus der Umgebung. 16 der Infizierten stammen aus Niederösterreich, um zwei mehr als zunächst angenommen. 13 von ihnen waren als Praktikanten in dem Tourismusort gewesen.
Gruppe junger Menschen in Nachtlokal in engem Austausch
Ausgegangen war der Cluster von „abendlicher Entertainment-Tätigkeit“, wie die AGES-Infektionsepidemiologin es bezeichnete. Konkret habe eine junge Gruppe wohl mehrmals ein Nachtlokal besucht, die Verbreitung dürfte durch enges Zusammensitzen bzw. engen Austausch stattgefunden haben. Die beiden Lokale im Ort, wo einige der infizierten Praktikanten unterwegs gewesen waren, das 13er Haus und das W3, haben derzeit geschlossen. Gesundheitsminister Anschober empfahl jenen, die sich in der letzten Zeit in dem Lokal aufgehalten haben, sich bei den Gesundheitsbehörden zu melden.
An die Tourismusbetriebe Österreichs richtete Anschober den dringenden Appell, „die Chance aufzugreifen, die da ist“ - sprich: die gesamten Angestellten testen zu lassen. Seit Ende Mai laufen die präventiven Mitarbeitertestungen österreichweit, von den von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger angepeilten 65.000 Tests pro Woche ist man aber noch weit entfernt.
Kein positiver Fall bei Screening-Programmtests in Altenheimen im Juli
Über die Situation in Österreich sagte Anschober, man teste derzeit „so viel wie nie zuvor“ und stehe bei mehr als 860.000 durchgeführten Testungen. Im Rahmen des Screening-Programms freue es ihn besonders, dass in Altenheimen bei fast 500 Tests im Juli kein einziger positiver Fall registriert worden sei. In Schlachthöfen habe es in dem Monat 33 positive Ergebnisse gegeben, in prekären Wohnverhältnissen 17 (bei in beiden Bereichen insgesamt rund 2000 Tests).
Neuinfektionen im dreistelligen Bereich, Verteilung „gleichmäßiger“
Während man bei den Neuinfektionen am Dienstag wieder im dreistelligen Bereich lag, konnte Anschober 133 neu Genesene verkünden. Damit gebe es in Österreich mit Stand Dienstagmittag 1585 aktiv Erkrankte, die zahl der Hospitalisierungen sei „beachtlich“ zurückgegangen. Die Verteilung in den Bundesländern werde „gleichmäßiger“, es seien nach vielen Wochen mit verschonten Bundesländern zuletzt aber immer wieder einzelne Fälle in allen aufgetreten, das sei aber für Phase 3 erwartet worden. Man müsse nur dafür sorgen, dass der Anstieg nicht wieder exponentiell werde. Im Europavergleich stehe man weiterhin „sehr gut da“.
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