Es war ein Schock für Spielberg und die ganze Region: Am Freitag wurde bekannt, dass beim Motorenwerk ATB in Spielberg die gesamte Produktion geschlossen werden soll, fast die ganze Belegschaft - etwa 360 von 400 Mitarbeitern - ist beim AMS zur Kündigung angemeldet. Am Dienstag beantragte das Unternehmen nun auch ein Insolvenzverfahren.
Das Schicksal von ATB, laut eigenen Angaben ein führender europäischer Hersteller von Elektromotoren und elektrischer Antriebstechnik im Bereich der Industriemotoren, liegt seit fast zehn Jahren in chinesischer Hand. Nach der Insolvenz des damaligen Eigentümers A-Tec des Industriellen Mirko Kovats wurde ATB an die chinesische Wolong-Gruppe verkauft. „Verschleudert“, nannte es Kovats in einer harschen Stellungnahme am Montag.
Seit vergangenen Freitag steht fest, dass die Produktion aus Spielberg bis 2021 ins Ausland verlagert werden soll - ATB produziert laut dem Kreditschutzverband AKV an zwölf Standorten in mehreren Ländern. 360 von gut 400 Arbeiternehmern werden in der Steiermark den Job verlieren. Am Standort Spielberg soll es künftig nur noch Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Kundenservice geben - in Summe 50 bis 60 Jobs.
„Die Produktion in Spielberg war bereits seit Jahren nicht mehr wirtschaftlich, nur aufgrund von Zuschüssen durch den Eigentümer konnten signifikante Verluste laufend ausgeglichen werden. Mit der Corona-Krise ist dies jedoch nicht mehr länger darstellbar“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Für Belegschaft und Betriebsrat kam die Ankündigung am Freitag überraschend, die Kritik an den Eigentümern („Hilferufe wurden ignoriert“) ist groß - selbst Vizekanzler Werner Kogler äußerte sich gegenüber der „Krone“ kritisch („Hier geht es wohl um Gewinnmaximierung“).
Überschuldung beträgt 2,3 Millionen Euro
Am Dienstag der nächste Akt im Drama: Die ATB Spielberg GmbH hat einen Insolvenzantrag gestellt. Den Aktiva von rund 26 Millionen Euro sollen Passiva von rund 28,3 Millionen Euro gegenüberstehen, was eine Überschuldung von rund 2,3 Millionen Euro ergibt. Die Gläubiger sollen 30 Prozent ihrer Forderungen innerhalb von zwei Jahren erhalten. Die Finanzierung des Sanierungsplans soll „einerseits durch Verwertung der nicht mehr benötigten Assets erfolgen, andererseits aus der Unternehmensfortführung erwirtschaftet werden“, so der Kreditschutzverband KSV1870.
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