Erste Fahrt im Stromer

VW ID.3: Großer Wurf oder nur ein kleines Licht?

Motor
28.07.2020 18:09

Man muss schon ein starkes Kreuz haben, um einen solchen Erwartungsdruck stemmen zu können: Der VW ID.3 - zunächst ausgebremst durch Corona und einige interne Probleme - ist nicht nur einfach ein neues Auto, sondern für Volkswagen der Beginn einer neuen Zeitrechnung, von dessen Gelingen ein Stück weit das Wohl und Wehe des VW-Konzerns abhängt. Ob der VW ID.3 zumindest die Erwartungen, die an ihn als Auto gestellt werden, erfüllt, erfahren Sie hier im Video.

(Bild: kmm)

Der VW ID.3 wirkt leicht futuristisch und vom Design her aus einem Guss. Vor allem die optionalen 20-Zoll-Felgen tun der Optik gut (Serie: 18 Zoll). Man sieht ihm an, dass er kein Auto von vielen sein soll, sondern viele von seiner Art auf den Straßen rollen sollen. 

(Bild: Stephan Schätzl)

Er ist das erste Fahrzeug, das auf dem Modularen Elektro-Baukasten des VW-Konzerns basiert - und das bringt viele Vorteile mit sich. Am deutlichsten spürt man das beim Platzangebot: Während Länge und Breite nahezu mit den Werten des aktuellen VW Golf ident sind (die Höhe einem Golf Sportsvan), ist der Radstand 13 Zentimeter länger, das Platzangebot im Innenraum entspricht einer Klasse höher. Der Vergleich des Wolfsburger Marketings mit dem Passat hinkt allerdings. Der Kofferraum liegt auf Golf-Niveau, was durchaus erstaunlich ist, weil darunter ja der Elektromotor liegt.

Der Innenraum ist sehr reduziert eingerichtet, die wesentlichen Bedienelemente sind auf zwei Cluster zusammengefasst: ein kleines Tachodisplay mit seitlich herausragendem Fahrwahlschalter sowie ein in Klavierlackplastik gehaltenes 10-Zoll-Zentraldisplay mit Touchfunktion. Darunter befinden sich ein paar in das Cluster integrierte Tasten sowie Touchslider für Lautstärke und Temperatur. Die Touchtasten am Lenkrad sind nicht der Weisheit letzter Schluss.

Gegen Aufpreis gibt es ein Head-up-Display, dessen vielversprechende Funktion, die perspektivisch Pfeile auf die Straße legen kann, erst zu einem späteren Zeitpunkt per Software-Update in der Werkstatt nachgereicht wird (die Software ist noch nicht fertig).

Auffällig ist, dass das Armaturenbrett wirkt wie in einem Van, also mit einer weit nach vorn gezogenen Frontscheibe und Dreiecksfenstern.

Und so fährt sich der VW ID.3
Der VW ID.3 ist ein sehr komfortables Auto. Auch bei höherem Tempo bleibt es im Innenraum extrem leise, der Elektromotor ist im Heck so gut gedämmt, dass es auch nicht zu dem von vielen Elektroautos bekannten straßenbahnartigen, surrenden Geräusch kommt.

Auch das Fahrwerk ist meist sanft zu den Insassen, auch dank der aufwendigen Fünflenkerhinterachse. Die Lenkung ist massentauglich abgestimmt, weniger direkt und gefühlvoll als beim VW Golf. Trotz Heckantrieb rollt der Wagen tendenziell leicht untersteuernd durch schnelle Kurven. Ein Hit beim Rangieren ist der mit 10,20 Meter sehr kleine Wendekreis.

Zum Start leistet der Motor 150 kW/204 PS, mit 310 Nm beschleunigt er den ID.3 in der Version mit 58-kWh-Batterie in 7,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Bei 160 km/h wird abgeregelt. Das DIN-Leergewicht liegt bei 1730 kg.

Die Reichweite wird nach WLTP je nach Ausstattung mit rund 420 km angegeben. Wie weit wir bei ersten Fahrten tatsächlich gekommen sind, sehen Sie oben im Video.

Später im Jahr soll auch eine Batterie mit 77 kWh Nettokapazität und einer WLTP-Reichweite von 549 Kilometer verfügbar sein. Nächstes Jahr kommt die kleine Batterie mit 45 kWh für immerhin 300 Kilometer Reichweite. Dann kommt auch die Motorvariante mit 107 kW/146 PS.

Je nach Batterieversion kann der ID3 an der Schnellladesäule mit 100 oder 125 kW laden. Im Bestfall lädt man so in einer halben Stunde 290 bzw. 350 Kilometer Reichweite. Zu Hause an der Wallbox mit 11 kW dauert es je nach Version sechs bis siebeneinhalb Stunden, bis 100% erreicht sind. 

Die Preisstruktur
Das Basismodell um 30.000 Euro gibt es erst nächstes Jahr. Zunächst fängt die Liste bei mindestens 37.000 Euro an (alles abzüglich 5400 Euro Förderung) - für den ID3 mit mittlerer Batterie und Basis-Ausstattung. Dazu gehören u.a. Center-Airbag (zwischen Fahrer und Beifahrer), DAB-Radio, Tempobegrenzer, Parkpiepser mit Rangierbremse, City-Notbremse, Spurhalte- und Abbiegeassistent. Eine Wärmepumpe (die für bessere Reichweite sorgt) ist für den Basis-ID.3 nicht erhältlich.

Darüber gibt es zum Marktstart insgesamt sieben Ausstattungspakete. Die fangen bei knapp 40.000 Euro an und reichen bis rund 49.000 Euro. In dieser teuersten Variante ist auch schon die große Batterie dabei.

Zu den Sonderausstattungen gehören unter anderem ein Panoramaglasdach (nicht zu öffnen) oder auch ein teilautonomer Fahrassistent. Dessen automatische Tempolimitübernahme ist im Test grandios gescheitert (siehe Video).

Bestellbar ist der VW ID.3 ab August, ausgeliefert wird ab Dezember. Wer in der Pre-Booking-Phase zugeschlagen hat, bekommt die „First Edition“ früher.

Unterm Strich
Der VW ID.3 kommt spät, aber gewaltig. Er ist durchdacht, angenehm im Umgang und angesichts des Gebotenen und der noch abzuziehenden Förderung vergleichsweise günstig. Wenn Elektromobilität im großen Stil die Zukunft ist, dann ist der ID.3 die Zukunft des Volkswagen-Konzerns. Aber nur dann.

Warum?
Eckt nicht an
Gutes Platzangebot
Je nach Variante günstig oder reichweitenstark

Warum nicht?
Die grundsätzlichen Probleme der Elektromobilität löst er nicht.

Oder vielleicht ...
... Tesla Model 3, sonst kommt nicht wirklich einer mit

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(Bild: KMM)



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