Lokalaugenschein

Virus versetzt steirischen Ort in Ausnahmezustand

Steiermark
29.07.2020 06:00

In der steirischen 550-Einwohner-Gemeinde Wald am Schoberpaß herrscht nach mittlerweile elf positiven Corona-Tests große Aufregung. 44 Personen sind in Quarantäne, die Gasthäuser geschlossen, die Menschen tragen Maske. Die „Krone“ war für einen Lokalaugenschein dort.

Die Straßen sind beinahe leergefegt, nur wenige Bewohner schlendern beim „Steirerkrone“-Lokalaugenschein am Dienstag durch den beschaulichen Ort Wald am Schoberpaß. Alle tragen Maske. Von den steirischen Bergen umgeben, liegt hier ein wahres Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Dass es gerade hier, im idyllischen Wald, zu einem Corona-Ausbruch kommt, hat niemand erwartet.

Franz Schneider, 82, im Gespäch mit der „Krone“ (Bild: Elmar Gubisch)
Franz Schneider, 82, im Gespäch mit der „Krone“
(Bild: Elmar Gubisch)

Es begann vor rund zwei Wochen mit einer Geburtstagsfeier. Eine Wiener Familie, die seit fast 60 Jahren hier im Ort Urlaub macht, feierte mit einigen Waldern. Wenig später wurde eine 99-jährige Frau wegen gesundheitlicher Problemen ins Spital gebracht. Dort stellte sich bei einem Test heraus: Sie ist infiziert.

Insgesamt elf Fälle, 44 Personen in Quarantäne
Mittlerweile wurden 44 Kontaktpersonen abgesondert und elf Walder positiv getestet. Einer von ihnen ist Franz Schneider. Der 82-Jährige - er hat auch einige Vorerkrankungen - steht nun in seiner Wohnung unter Quarantäne. Symptome hat er kaum, nur sein Husten ist etwas schlimmer geworden. Von seinem Balkon aus spricht er mit der „Krone“: „Ich hab’ mir nicht gedacht, dass das Virus so schnell von China nach Wald kommt. Bei der ersten Welle war hier nichts.“

Wald am Schoberpaß. (Bild: © Elmar Gubisch)
Wald am Schoberpaß.

Während des Gesprächs macht sich eine Nachbarin gerade auf den Weg zum Corona-Test. Auch die Polizei zieht ihre Runden. „Die waren gerade vorher da, um zu kontrollieren, ob ich zu Hause bin“, sagt Schneider. Das finde er aber grundsätzlich gut und richtig.

„Sind wir weniger wert?“
Was ihn am meisten ärgert, sei nicht die Krankheit, sagt der 82-Jährige. Er fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. „St. Wolfgang war zur gleichen Zeit. Dort waren sie sofort, aber bei uns nicht.“ Als „kleine Katastrophe“ beschreibt er die Lage in einem Brief an den Bundeskanzler und fragt: „Sind wir weniger wert?“

Bürgermeister Schrabacher: „Uns sind die Hände gebunden.“ (Bild: © Elmar Gubisch)
Bürgermeister Schrabacher: „Uns sind die Hände gebunden.“

Bürgermeister Hans Schrabacher ist da anderer Meinung. „Man kann Wald nicht mit St. Wolfgang in Verbindung bringen“, meint er. „Wir haben hier kaum Urlauber.“ Den Ortschef ärgert, dass die Gemeinde kaum Informationen bekomme, sondern nur die Leobner Bezirkshauptmannschaft. „Wir erfahren nichts, sollen aber Maßnahmen treffen.“ Das Einzige, was er tun konnte: die Veranstaltungen absagen.

Die Gasthäuser haben ihre Tore geschlossen
Auch die beiden Gasthäuser im Ort haben übrigens freiwillig ihre Pforten geschlossen. Ängstliche Stimmung soll es aber keine geben, heißt es im Ort.

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