Casinos-Rücktritt

Einer lässt Würfel fallen: Spiel bleibt Politikum

Politik
29.07.2020 06:02

Nach dem Rücktritt von Walter Rothensteiner als Aufsichtsratsvorstand der teilstaatlichen Casinos Austria AG gehen politische Machtkämpfe und Streitereien in eine nächste Runde. Wer folgt nach? Diese Entscheidungsfindung ist umso brisanter, als sie im Kontext der Ibiza-Ermittlungen und des U-Ausschusses zu sehen ist.

Als Walter Rothensteiner am 25. Juni im Ibiza-Untersuchungsausschuss als Auskunftsperson nach der Bestellung von FPÖ-Mann Peter Sidlo zum Casinos-Vorstand befragt wurde, sagte er mit viel Verve: „Ich hatte ein persönliches Problem mit ihm.“ Und Rothensteiner habe überlegt, seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der teilstaatlichen Casinos Austria (kurz Casag) abzugeben. Er tat es nicht. Stattdessen gab er nach politischem Druck im März 2019 dem Blauen grünes Licht, damit dieser den feinen Posten eines Casinos-Finanzchefs erhielt.

Vorwurf: Türkis-blauer Postenschacher
So geht es aus Chatverläufen hervor, die unter anderem das Substrat für Ermittlungen der Justiz und Fragen der Parlamentarier im Ausschuss bilden. Türkis-blaue Postenschacherei - so der Vorwurf. Alles zu sehen im Kontext mutmaßlicher Bestechlichkeit. Der damalige Miteigentümer der Casinos, Glücksspielriese Novomatic, soll an einem Gesetzeskauf beteiligt gewesen sein. Es ging um Casino-Lizenzen für Novomatic, die Personalie Sidlo soll „Part of the Game“ gewesen sein. Rothensteiner, Sidlo und andere (darunter Ex-Finanzminister Löger, Ex-Staatssekretär Fuchs sowie die Ex-FPÖ-Granden Strache und Gudenus, die auf Ibiza alles lostraten) werden als Beschuldigte geführt. Alle bestreiten die Vorwürfe.

Der ehemalige Casag-Finanzvorstand Peter Sidlo (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Der ehemalige Casag-Finanzvorstand Peter Sidlo

Nun wirft Rothensteiner doch das Handtuch, wie wir berichteten. Er selbst begründet dies gegenüber der „Krone“ mit den neuen Eigentümerverhältnissen, nachdem der tschechische Miteigentümer Sazka die Novomatic-Anteile erworben hat und somit die Casinos-Mehrheit hält. Rothensteiners Funktion als Raiffeisen-Generalanwalt sei nicht betroffen.

Schwierige Zeit für die Casinos Austria AG
Der 67-Jährige, der fast 25 Jahre Aufsichtsratschef der Casinos Austria AG war, liebäugelte laut dem Unternehmen schon länger mit seinem Abgang. „Wir waren aber vom Zeitpunkt überrascht“, heißt es aus dem Büro von Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner. Und: „Es ist generell eine schwierige Zeit für uns.“ Die hat - abseits von Polit-Packeleien - auch mit Corona und Einsparungen bei den Casinos zu tun.

Bettina Glatz-Kremsner (Bild: APA/Hans Punz)
Bettina Glatz-Kremsner

Beschuldigter entscheidet über Nachfolge
Die Nachfolge Rothensteiners wird zum Politikum. Sie wird bis Herbst entschieden (Favorit soll Siemens-Chef Wolfgang Hesoun sein, er war am Dienstag nicht erreichbar), und zwar von der ÖBAG. Und hier geht es brisant weiter. Thomas Schmid, Vorstand der Österreichischen Beteiligungs AG, wurde zuletzt in Zusammenhang mit der Causa Casinos gebracht. Er ist Beschuldigter. Und auch er, der eine mehr als 20 Milliarden schwere Holding leitet, bestreitet alle Vorwürfe. Für ihn und alle anderen Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Erich Vogl, Kronen Zeitung

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