Hubschrauber-Kauf

Tanner zeigt Airbus die kalte Schulter

Politik
29.07.2020 11:35

Nächstes Großprojekt für Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP): Das Bundesheer braucht bis 2023 neue Helikopter. Um den Nachfolgeauftrag für die immer noch im Einsatz stehenden, mehr als 50 Jahre alten Alouette III rittert auch ein alter Bekannter: Airbus. Doch zu viel Porzellan scheint zwischen der Ministerin und dem Luftfahrtkonzern zerschlagen worden zu sein. 

Wer tagtäglich mit Hubschraubern arbeitet, war am Dienstag in Wiener Neustadt: die Spezialeinheit Cobra, der ÖAMTC, Anbieter aus dem Luftfahrtsektor wie AMST aus Braunau oder Scotty aus Graz. Denn über dem Flugfeld Ost schwebte hoher Besuch. Erstmals wurde hier in Österreich der Prototyp eines der modernsten Helikopter Europas vorgeführt, der Airbus H145, für Feinspitze noch dazu in einer neuen, besonders vibrationsarmen Fünfblatt-Variante. Sein Vorgänger, die H135, ist über Österreich kein Unbekannter, er bewährt sich seit rund 20 Jahren als „Gelber Engel“ des ÖAMTC. 

Der H145 mit Vierblatt-Rotor im Vordergrund, und die neuere, vibrationsärmere Variante mit fünf Blättern im Hintergrund (Bild: Mader)
Der H145 mit Vierblatt-Rotor im Vordergrund, und die neuere, vibrationsärmere Variante mit fünf Blättern im Hintergrund

Bundesheer blieb fern
Doch ein großer Flottenbetreiber des Landes fehlte bei der Vorstellung der leistungsstarken Flugmaschine: das Bundesheer. Und das, obwohl das Heer gerade neue Hubschrauber sucht. Denn die alten Helikopter vom Typ Alouette III sind nach mehr als 50 Jahren im Dienst der Heerespiloten am Ende ihrer Lebenszeit angelangt. Bis 2023 soll es neue Maschinen geben. Leichte, wendige Mehrzweckhubschrauber werden gesucht, die für eine Vielzahl von Einsätzen - von der Bergrettung bis zum Transport von Spezialeinheiten - geeignet sind. Also genau das, wofür der H145 konzipiert wurde.

„Der H145 würde vom Profil her genau zu uns passen“, erwähnte erst im Dezember Vizeleutnant Heimo Maringer, Personalverteter und Mitglied im Fachausschuss Luftstreitkräfte, gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Doch danach ebbte plötzlich das Interesse ab.    

Glascockpit: Sämtliche Anzeigen sind digital, ein Autopilot fliegt - wie in modernen Airlinern - hauptsächlich den Hubschrauber. (Bild: Mader)
Glascockpit: Sämtliche Anzeigen sind digital, ein Autopilot fliegt - wie in modernen Airlinern - hauptsächlich den Hubschrauber.

„Wir haben sie eingeladen“, hieß es von Airbus-Seite am Rande der Präsentation. „Gekommen ist vom Bundesheer niemand. Dabei haben wir von der Hubschrauber-Sparte gar nichts mit den Eurofightern zu tun“, ließ man etwas verzagt die Schultern hängen. Immerhin geht es um kolportierte 18 Stück moderner Hochleistungs-Hubschrauber, die das Bundesheer anschaffen muss: zwölf für den Einsatz, sechs für die Schulung. Bei einem Listenpreis von fast neun Millionen Euro pro Stück.

(Bild: Mader)

„War nur eine Firmenpräsentation‘“
Aus dem Büro Tanner hieß es, man werde wenn, dann nicht direkt vom Hersteller kaufen, sondern von Regierungen, also einen sogenannten Government-to-government“-Deal anstreben. Daher sei diese Präsentation einer Herstellerfirma irrelevant gewesen, die Ministerin habe bereits Fachleute, die sich auskennen.

Der AW169M des italienischen Herstellers Leonardo (Bild: Leonardo)
Der AW169M des italienischen Herstellers Leonardo

Kommen Italiener zum Zug?
Airbus‘ härtester Konkurrent und Favorit der Ministerin dürfte derzeit der größere und schwerere AW169M des italienischen Herstellers Leonardo sein. Gemeinsam mit der italienischen Armee könnte es hier zu einer Beschaffung kommen, ließ Generalstabschef Robert Brieger erst im Juni durchklingen. Und das, obwohl der AW169 laut einer Studie von Conklin & de Decker um rund ein Drittel teurer im Betrieb wäre als das Airbus-Produkt. Aber dafür nicht von Airbus. 

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