Die nächste Dreierserie führt die Formel 1 am Wochenende zum Grand Prix von Großbritannien nach Silverstone. In den ersten drei Rennen hat Mercedes die Konkurrenz regelrecht vorgeführt und drei Siege bejubelt. Doch Teamchef Toto Wolff will sich darauf nicht ausruhen. „Mit dem Home Run von gestern kann man nicht das heutige Spiel gewinnen“, zitierte der Wiener sogar die Baseball-Legende Babe Ruth, um zur Wachsamkeit zu mahnen.
Beim Sieg von Valtteri Bottas in Spielberg, dem von Lewis Hamilton ebendort in der Woche darauf sowie Hamiltons Triumphfahrt in Ungarn bewegte sich Mercedes immer mit einem Auto in einer eigenen Liga. Nach diesem perfekten Saisonstart dürfe man aber nicht nachlassen. „Nur wegen einer starken Leistung in der Vergangenheit sind weitere gute Ergebnisse nicht selbstverständlich“, meinte Wolff. „Ein erfolgreiches Rennen ist immer das Ergebnis der harten Arbeit aller Teammitglieder, und wir müssen uns in Bestform präsentieren, um vor unseren Konkurrenten zu bleiben.“
Wolff wies darauf hin, dass die Zuverlässigkeit in der verkürzten Saison mit aktuell 13 fix terminierten Rennen ein entscheidender Faktor sei. „Wir sind eines von nur zwei Teams, die in diesem Jahr alle Rennen mit beiden Autos beendet haben, und wir wissen, wie schnell ein Ausfall eine Führung in der Gesamtwertung zunichtemachen kann“, sagte der 48-Jährige. „Das erinnert uns alle daran, dass wir wachsam bleiben müssen, weil selbst der kleinste Fehler uns viele Punkte kosten kann.“
Silverstone feiert heuer 70 Jahre seit dem ersten Grand Prix im Mai 1950. In der jüngeren Vergangenheit hat Mercedes das Rennen dominiert und seit 2013 sechs von sieben Ausgaben gewonnen. Nur 2018 sorgte Sebastian Vettel im Ferrari für einen statistischen Ausreißer. Diesmal wäre ein Erfolg der Scuderia fast ein Wunder, hatte doch zuletzt selbst Fiat-Chrysler-Konzernchef John Elkann das Auto als „nicht konkurrenzfähig“ bezeichnet.
Red Bull hofft auf Regen
Bei Red Bull zeigte man sich zuversichtlich, die Aerodynamik-Probleme, die sich zuletzt in Ungarn bemerkbar gemacht hatten, entschärfen zu können. „In Silverstone müssen die Flügel-Einstellungen passen“, betonte Max Verstappen, zuletzt Zweiter in Ungarn. Vom Strecken-Layout ist der Kurs mit seinem hohen Vollgas-Anteil eher mit dem Red Bull Ring zu vergleichen als mit der Budapest-Strecke.
Und in Spielberg konnten die „Bullen“ das von Mercedes diktierte Tempo am ersten Wochenende noch annähernd mitgehen. Da standen allerdings auch die Temperaturen bei etwa 30 Grad, wovon man am Sonntag in Silverstone weit entfernt sein wird. Für das Rennen sind Werte um die 20 Grad prognostiziert. „Natürlich kann es immer auch regnen in Silverstone, obwohl wir im Sommer hier fahren“, äußerte sich Verstappen zum Wetter. „Aber wahrscheinlich hätten wir nichts gegen Regen, der würde alles ein bisschen durcheinandermischen.“
„Es wird super-komisch“
Für die Mehrheit der Teams fühlt sich der Grand Prix wie ein Heimrennen an, da viele der Fabriken und Firmenzentralen nur überschaubare Distanzen entfernt sind. Mercedes hat seine Werke in Brixworth und Brackley, Red Bull ist in Milton Keynes stationiert, wo man die Strukturen des früheren Jaguar-Teams übernommen hat. Eine neue Erfahrung wird jedoch für alle die Atmosphäre rund um das Mekka des britischen Motorsports sein, wo mitunter die meisten Fans im ganzen Jahr zusammenströmen. Im Vorjahr holte Hamilton vor 141.000 Fans seinen sechsten Silverstone-Sieg.
Am Sonntag werden aufgrund der Corona-Krise keine Zuschauer dabei sein können. „Es wird super-komisch“, urteilte der WM-Spitzenreiter Hamilton. „Wir befinden uns in einer vom Glück begünstigten Situation, dass wir in der aktuellen Situation Rennen fahren können, aber wir werden unsere Fans in Silverstone vermissen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Wolff. Er versprach den Fans eine „großartige Show“ mit den „schnellsten Formel 1-Autos, die es jemals gegeben hat“.
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