Beim Besuch der „Krone“ sprach die Tiroler Stabhochsprung-Rekordhalterin Kira Grünberg über die Aufarbeitung des Unfalls und die lebensverändernde Zeit fünf Jahre danach.
Eine Stufe zur Haustür, steile Treppen zur Wohnung. Im Obergeschoß des ehemaligen Bauernhauses in Kematen bei Innsbruck sitzt Kira Grünberg am Esstisch und arbeitet am Tablet. Zum heutigen fünften Jahrestag ihres Trainingssturzes, der für die damals 21-jährige Stabhochspringerin zur Querschnittslähmung führte, lädt sie ihre Therapeuten zum Abendessen ein: „Ich bin am Organisieren. Es soll ein besonderer Abend werden, an dem ich Danke sagen will!“ - für die Unterstützung, die sie seit ihrem „Lebenstag“, wie sie den 30. Juli 2015 nennt, erhalten hat.
Analyse mit Weltrekordler
Eigentlich wäre an diesem Tag trainingsfrei gewesen. Weil Trainer-Papa Fritjhof, Maschinenbauer, am Vortag länger Dienst hatte, verschoben sie die Einheit. Vorwürfe, die sich der Vater deshalb macht, lässt Kira nicht zu: „Es hat niemand Schuld, Papa. Es war ein Unfall!“, weiß sie.
Mehrfach sah sich die Sportlerin den schicksalhaften Sprung an, den ihre Mama Karin gefilmt hatte: „Ich habe das Video mit Ex-Weltrekordler Renaud Lavillenie analysiert, als er mich in der Reha besuchte. Es hat mir sehr geholfen, als er sagte: Das ist mir auch schon passiert, du hast keinen Fehler gemacht, es war einfach Pech bei der Landung.“
Wieder zu Hause
Nach vielen Monaten Klinik klebt Kira heute wieder im Elternhaus. Im hinteren Teil wurde ein Lift eingebaut, der frühere Stall dient als Therapiezimmer. Assistenzhund „Balu“, ein Labradoodle, hilft, dass Kira ein eigenständiges Leben führen kann: „Er öffnet Türen, den Kühlschrank, hebt mir Dinge auf.“ Täglich steht Training auf dem Programm: „Derzeit arbeite ich daran, es selbstständig ins Bett zu schaffen. Ohne Trizepsfunktion ist Stützen schwierig“, so die Tirolerin, die mit 4,45 m immer noch den österreichischen Rekord hält.
Corona birgt Risiko
2020 ist für die ÖVP-Nationalrätin intensiv. Mit eingeschränkter Lungenfunktion zählt die 26-Jährige zur Corona-Risikogruppe: „Eine Lungenentzündung wäre fatal. Also war ich zwei Monate lang fast nur im Haus.“ Die Lebensfreude ist aber ungebrochen: „Natürlich wäre es mir lieber, gehen zu können. Doch ich führe auch jetzt ein extrem glückliches Leben.“
Anja Richter, Kronen Zeitung
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