Wirkt gegen Biofilme

Arznei aus Mittelalter tötet resistente Bakterien

Wissenschaft
31.07.2020 11:25

Gegen Antibiotika resistente Bakterien werden mehr und mehr zu einem Problem in Krankenhäusern, wo sie immer häufiger schwere bis tödliche Infektionen verursachen. Jetzt haben englische Wissenschaftler entdeckt, dass eine Augensalbe aus dem Mittelalter eine Reihe krankmachender Keime abtötet und zudem auch außerordentlich effektiv gegen hartnäckige sogenannte mikrobielle Biofilme wirkt.

Das Rezept für das mittelalterliche Heilmittel, das Angaben der University of Warwick zufolge fünf verschiedene Bakterienarten wirkungsvoller tötet als die aktuell zur Verfügung stehenden Antibiotika, stammt aus dem „Bald‘s Leechbook“, einer mittelalterlichen medizinischen Handschrift aus dem 10. Jahrhundert. Dieser zufolge hilft die Salbe, die aus Knoblauch, Zwiebeln, Wein und Rindergalle besteht, gegen Augenentzündungen.

Die mittelalterliche Handschrift „Bald‘s Leechbook“ (Bild: University of Warwick)
Die mittelalterliche Handschrift „Bald‘s Leechbook“

Rezeptur wirkt auch gegen Biofilme
Wie die Forscher der University of Warwick nun herausfanden, wirkt die Augensalbe auch gegen mikrobielle Biofilme, in denen sich Einzel- oder Mischpopulationen von Erregern mittels Schleim gegen Antibiotika schützen und dadurch sehr schwierig zu behandeln sind.

Die Bakterien, denen die mittelalterliche Rezeptur den Garaus macht, sind in den Biofilmen zu finden, die häufig bei schwer heilenden Fußgeschwüren von Diabetikern auftreten und daher oft gegen eine Behandlung mit Antibiotika resistent sind. Nicht selten wird deshalb eine Amputation erforderlich, um zu verhindern, dass sich die Bakterien im Blut ausbreiten und eine tödliche Bakteriämie verursachen.

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Mischkultur-Biofilms (Bild: Wikipedia/Krzysztof A. Zacharski (CC-BY 4.0))
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Mischkultur-Biofilms

„Wir haben gezeigt, dass ein mittelalterliches Mittel aus Zwiebeln, Knoblauch, Wein und Galle eine Reihe problematischer Bakterien abtöten kann, die auch als Biofilme wachsen. Da die Mischung bei Laborversuchen weder Mäusen noch menschlichen Zellen Schäden zufügte, können wir aus dem Mittel möglicherweise eine sichere und wirksame antibakterielle Behandlung entwickeln“, wird Forscherin Freya Harrison von University of Warwick auf deren Website zitiert.

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